Was sind die medizinischen Hintergründe von Intersexualität?
Es gibt viele verschiedene Arten von Intersexualität, die sich in der Art und Weise unterscheiden, wie sie sich auf das Äußere des Körpers auswirken. Medizinisch spricht man von Störungen der Geschlechtsentwicklungen (DSD, Disorders of sexual developments). Intersexuelle Personen kritisieren jedoch den Begriff „Störungen“, deshalb ist auch von „Varianten der Geschlechtsentwicklungen“ die Rede.
Eine der häufigsten Formen von Intersexualität ist das Klinefelter-Syndrom, das deutschlandweit jährlich bei etwa ein bis zwei von 1.000 männlichen Neugeborenen auftritt und bei dem biologisch männliche Personen ein zusätzliches X-Chromosom besitzen. Zu den Symptomen gehören unter anderem eine Vergrößerung der Brustdrüsen, Hochwuchs oder eine geringere Körperbehaarung und andere typisch weibliche Merkmale.
Eine weitere Ursache ist das sogenannte Turner-Syndrom. Es tritt ausschließlich bei biologisch weiblichen Personen auf. Hier haben die Betroffenen nur ein funktionsfähiges X-Chromosom. Die Symptome umfassen hinsichtlich der geschlechtlichen Entwicklung unter anderem nicht funktionsfähige Eierstöcke. Deshalb können die Betroffenen keine Östrogene produzieren. In Folge verzögert sich die Pubertät und es werden keine sekundären Geschlechtsmerkmale gebildet, zudem besteht eine Unfruchtbarkeit.
Während Turner- und Klinefelter-Syndrom chromosomale Störungen zugrunde liegen haben, gibt es auch noch eine Reihe von weiteren hormonellen und genetischen Ursachen für Intersexualität: Dazu zählt etwa das Phänomen der Androgenresistenz, bei dem ein Mensch mit XY-Chromosomensatz zwar männliche Geschlechtshormone bildet, aber das Testosteron nicht an den sogenannten Androgenrezeptor binden kann. In ihrer vollständigen Form (CAIS) führt die Androgenresistenz dazu, dass keinerlei männliche Genitalien ausgebildet werden können.
Typischerweise wachsen betroffene Kinder als Mädchen auf, häufig wird eine richtige Diagnose erst mit Eintritt der Pubertät gestellt, wenn die geschlechtliche Entwicklung ausbleibt. Beim Adrenogenitalen Syndrom (AGS) wiederum kommt es bei Mädchen durch eine Störung in der Hormonproduktion der Nebennierenrinden zu einer Vermännlichung.