Zwei Handwerker stehen vor ihrem Lieferwagen und lachen miteinander

Karriere im Handwerk: Warum das Handwerk glücklich macht

Wie zufrieden sind wir eigentlich in unserem Beruf? Diese Frage hat sich wohl jeder schon einmal gestellt. Eine Studie im Auftrag der IKK classic zeigt nun, dass Handwerkerinnen und Handwerker besonders glücklich und zufrieden sind. Wir verraten, warum das so ist und wie Arbeitgebende davon profitieren können.

Handwerk macht glücklich: Das ist das Ergebnis einer Befragung, die im Jahr 2022 im Auftrag der IKK classic von der GfK durchgeführt wurde. Demnach sind Handwerkerinnen und Handwerker glücklicher als der Durchschnitt der Bevölkerung in Deutschland.

Auf der Messe „Zukunft Handwerk“ in München wurde dieses Ergebnis im März vorgestellt. In einer Diskussionsrunde gingen Frank Hippler, der Vorstandsvorsitzende der IKK classic, Dr. Ricarda Rehwaldt, Glücksforscherin und Professorin an der International University of Applied Sciences, Kathrin Post-Isenberg, Steinmetzmeisterin und Bildhauerin sowie Referentin des Kompetenzzentrums Fachkräftesicherung, Jörg Dittrich, der Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks, und Luisa Buck, Spenglerin und Handwerk-Influencerin, der Frage nach, warum das Handwerk glücklich macht.

Im Handwerk kann sich jeder ausleben und verwirklichen

„Wir haben festgestellt, dass Handwerkerinnen und Handwerker sehr stolz auf das sind, was sie tun. Viele wissen auch, dass ihre Arbeit geschätzt wird“, sagt der Vorstandsvorsitzende der IKK classic, Frank Hippler. Dies wirkt sich positiv auf das Wohlbefinden aus – fast 92 Prozent der 699 befragten Handwerkerinnen und Handwerker haben das bestätigt.

Unter den 1.318 befragten Frauen und Männern aus anderen Berufsgruppen war das nur bei 69 Prozent der Fall. Das liegt laut Kathrin Post-Isenberg vor allem daran, dass im Handwerk die Möglichkeit besteht, sich kreativ ausleben zu können. „Selbstverwirklichung kann nachhaltig sehr glücklich machen.“

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Glücksgefühle lassen sich übertragen

Aus psychologischer Sicht setzt sich der Begriff Glück aus drei Aspekten zusammen. „Selbstverwirklichung, Sinnempfinden und Gemeinschaft“, sagt Dr. Ricarda Rehwaldt. Handwerkerinnen und Handwerker finden alles davon in ihrem Berufsalltag. „Sie tun etwas, was jemand anderes braucht und das einen reellen Wert hat. Wenn ich bei einer Kundin oder einem Kunden etwas gebaut habe und er sich freut, dann freue ich mich mit ihm“, erklärt die Glücksforscherin. Und obwohl im Handwerk häufig ein rauer Ton herrscht, ist der Zusammenhalt groß. „Das tut uns gut“, so Rehwaldt. „In der Handwerksfamilie herrscht ein besonderer Zusammenhalt“, bestätigt Jörg Dittrich. Anders als in manch anderem Betrieb oder Beruf.

Handwerk macht glücklich

Die IKK classic hat genau hingeschaut und überprüft, wie es mit der Zufriedenheit im Job in Deutschland aussieht, wie wertgeschätzt wir uns fühlen – wie glücklich wir sind. Eine Berufsgruppe sticht besonders positiv hervor: das Handwerk.

Mehr zu den Ergebnissen

„Das Handwerk ist genau das, was ich will“

Soweit zur Theorie. Doch wie sehen es die Menschen aus der Praxis? Dachdeckerin Luisa Buck, bekannt als Influencerin lulu.metalroofer auf Instagram, kann all das nur bestätigen: „Wenn ich mein ganzes Leben lang einen Job mache, dann ist meine Arbeit als Spenglerin genau das, was ich machen will.“

Genau wie Luisa Buck sind auch 80 Prozent der befragten Handwerkerinnen und Handwerker absolut glücklich in ihrem Job. Und noch mehr, nämlich 87 Prozent, sagen, dass sie zudem stolz auf ihre Arbeit sind. Und das in Zeiten, in denen Schlagworte wie „Quiet Quitting“ oder „Great Resignation“ die Themen in der Arbeitswelt bestimmen.

Die Denkweise muss sich verändern

Doch wie können Handwerksbetriebe davon profitieren? Als erstes muss sich das Selbstbild ändern. „Wir Handwerkerinnen und Handwerker haben uns über Jahre kleiner gemacht, als wir es sind“, sagt Jörg Dittrich. Die Studienergebnisse zeigen, dass es dafür keinen Grund gibt und vieles für eine Ausbildung im Handwerk spricht.

Das Handwerk überzeugt in zahlreichen Bereichen weitaus mehr als andere Jobs. Die Sinnhaftigkeit im Beruf spielt gerade bei der jüngeren Generation, die auf der Suche nach einer Ausbildung ist, eine ganz große Rolle. Den ganzen Tag am Schreibtisch zu sitzen und abends den PC auszuschalten, ohne zu wissen, was man eigentlich den ganzen Tag über gemacht hat – das gibt es im Handwerk nicht.

Im Gegenteil: Fährt eine Heizungsinstallateurin oder ein Heizungsinstallateur nach dem Verbau einer Wärmepumpe am Abend nach Hause, dann in dem Wissen, etwas vollbracht und sogar zur Energiewende beigetragen zu haben.

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So überzeugen Arbeitgebende die junge Generation

Betriebe müssen heute selbst aktiv werden, um Menschen der jüngeren Generationen zu erreichen. Sie müssen auf potenzielle Nachwuchskräfte zugehen und sie von den Vorteilen des Handwerks überzeugen.

„Es reicht nicht mehr, Flyer zu drucken“, sagt Luisa Buck. Damit überzeugt man heutzutage keinen mehr von einer Ausbildung. Dabei sind die Expertinnen und Experten davon überzeugt, dass viele Schülerinnen und Schüler lieber eine Ausbildung machen und sofort anfangen würden zu arbeiten, anstatt ein Studium zu beginnen. Jedoch wissen sie häufig gar nicht, welche Möglichkeiten sie haben oder welcher Beruf zu ihnen passt.

Auch im Handwerk gibt es zahlreiche Möglichkeiten, sich nach der Ausbildung weiterzubilden: durch Fortbildungen, Spezialisierungen oder die Meisterschule. Am Ende liegt es an jedem Betrieb selbst, die Vorzüge seines Berufs nach außen zu kommunizieren. „Wir müssen den jungen Menschen zeigen, was wir in unseren Berufen jeden Tag schaffen und welche Möglichkeit das Handwerk bietet. Damit können wir sie überzeugen“, fordert Luisa Buck.

Frauen gezielter ansprechen

Werden Frauen in der Nachwuchswerbung gezielt angesprochen, verdoppelt sich auch die Zahl potenzieller Bewerber. Dafür eignet sich zum Beispiel Social Media. Auf Instagram erreicht Luisa Buck als lulu.metalroofer mit ihren Beiträgen mehr als 13.000 Menschen.

„Wenn man Frauen ansprechen möchte, ist es zum Beispiel auch sinnvoll eine Frau mitzunehmen“, erklärt sie. Um beispielsweise Schülerinnen auf Berufsbildungsmessen zu zeigen, dass es auch Frauen in einem Beruf gibt, müssen diese Frauen vor Ort auch sichtbar sein. Vorbilder seien wichtig, um in Zukunft auch mehr Mädchen von einer Ausbildung zu überzeugen. „Mir hat der Beruf zum Beispiel auch extrem geholfen“, sagt Luisa Buck. „Ich bin als schüchterner Mensch ins Handwerk gegangen und habe gelernt, was ich alles kann.“

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