Nachhaltigkeit im Unterneh­men: Wie wird mein Betrieb grüner?

Umweltbewusste Betriebe tragen nicht nur zur Erhaltung unseres Planeten bei, ökologisches Bewusstsein kommt auch besonders gut bei Nachwuchskräften an. Denn gerade für viele Berufseinsteiger ist das Gehalt allein nicht mehr entscheidend bei der Berufswahl.

Nachhaltigkeit spielt eine immer größere Rolle im Bewusstsein vieler Menschen. Die gesellschaftliche Wucht dieses Themas spiegelte sich in der Vor-Corona-Zeit besonders präsent in der Fridays-for-Future-Bewegung wider. Insbesondere junge Menschen legen nicht nur in ihrer Freizeit Wert auf Umweltschutz, sondern auch in ihrem Berufsleben.

Eine Umfrage zum Thema "Green Jobs" zeigt: Ein Drittel deutscher Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer achten bei der Berufswahl auf Nachhaltigkeit. Wollen Betriebe weiterhin qualifizierte Nachwuchskräfte und umweltbewusste Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer für sich gewinnen, müssen sie sich also über kurz oder lang mit dem Thema auseinandersetzen.

Doch was können Unternehmen genau tun, um umweltfreundlicher zu werden? Wir geben Tipps für effektiven Umweltschutz und zeigen Maßnahmen und (Kredit-)Programme, mit denen Unternehmen den ökologischen Umbau finanzieren können.

Nachhaltigkeit ist nicht nur Selbstzweck

Wer glaubwürdig nachhaltige Ziele verfolgt, hilft nicht nur der Umwelt, sondern auch dem Unternehmen. Viele Menschen achten nicht nur darauf, dass Produkte ökologischen Kriterien entsprechen, sondern auch die Abläufe im Unternehmen. Wer darauf achtet, gewinnt nicht nur treue Kundinnen und Kunden, sondern auch motivierte Mitarbeitende.

Einerseits können Produkte und Dienstleistungen dazu beitragen, das Leben umweltfreundlicher zu machen. Viele junge Unternehmen oder Start-ups zeigen, wie das gehen kann: Sie verkaufen Kleidung aus Holzfasern, Rucksäcke aus recyceltem Plastikmüll, Hausdämmung mit Stroh oder setzen sich mit Reparaturen dafür ein, dass Werte langfristig erhalten bleiben. Ingenieurinnen und Ingenieure tüfteln an Filtermöglichkeiten, um den Wasserkreislauf zu verbessern. Es gibt Initiativen, die dabei helfen sollen, Lebensmittelverschwendung zu reduzieren oder Suchmaschinen im Internet, die das Surfen mit ökologischen Werten verknüpfen wollen.

Doch nicht nur die Produkte, auch die Produktionsprozesse lassen sich nachhaltig gestalten – das kann sogar Kosten sparen, denn ressourcenschonendes Wirtschaften ist oft effizienter. Zudem lassen sich in vielen Fällen energiebezogene Steuern und Abgaben reduzieren. Für viele Herausforderungen in Unternehmen gibt es Lösungen, mit denen Betriebe ihre CO2-Bilanz verbessern können. Oft geht es dabei nicht nur um das Schonen der Umwelt, sondern auch um faire Arbeitsbedingungen. 

Unternehmen, die daran arbeiten, haben die moralischen Argumente auf ihrer Seite. Sie erreichen nicht nur Menschen mit ökologischem Bewusstsein, die ihre Produkte kaufen, sondern auch Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, denen es wichtig ist, einen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung zu leisten – und das nicht nur, weil sie grüne Produkte produzieren, sondern auch, weil sie ein Unternehmen unterstützen wollen, dass auch in seinen Abläufen auf Nachhaltigkeit achtet.

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Sofort-Tipps, wie Ihr Unternehmen nachhaltiger wird

  • 1. Umstellung zu Ökostrom

    Schnell erledigt: Der Wechsel zu einem Ökostrom-Anbieter ist nicht aufwändig. Und dadurch erhalten Sie nicht nur garantiert sauberen Strom, sondern sparen auch noch bares Geld. Denn Ökostrom ist im Schnitt sogar günstiger als der konventionelle Strommix vieler Stadtwerke. Somit ergeben sich mehrere Vorteile auf einmal: Sie können als Unternehmerin oder Unternehmer Geld sparen, treiben die Energiewende voran und senden ein positives Signal nach außen, da Ihr Unternehmen sauberen Strom bezieht.

  • 2. Auf Regionalität achten

    Auch regionale Vernetzung sorgt für Nachhaltigkeit: Transportwege werden reduziert, Unternehmen in der Region unterstützt, die selbst auf Nachhaltigkeit achten. Und wer Wertschöpfungsketten offenlegt, stiftet Vertrauen. Geben Sie also, wann immer möglich, regionalen Anbietern den Vorzug. Wichtig ist es dabei, die Wertschöpfungskette zu beachten und zu überprüfen, ob das, was unter "regional" angeboten wird, auch wirklich regional bedeutet. 

  • 3. Umweltfreundliche Mobilität fördern

    Auch wenn Corona das Arbeitsleben auf den Kopf gestellt hat: Die Frage, wie ihre Mitarbeitenden an ihren Arbeitsplatz kommen, bleibt relevant. Indem Sie zum Beispiel Diensträder zur Verfügung stellen, fördern Sie nicht nur die Gesundheit ihrer Mitarbeitenden, sondern tun auch was Gutes für die Umwelt. Auch die Unterstützung von Fahrgemeinschaften kann ein aus ökologischer Sicht sinnvoller Schritt sein, wenn die Pandemie vorbei ist. Ein Online-Forum oder ein schwarzes Brett kann hier schon ausreichen. Das fördert auch den Gemeinschaftssinn im Unternehmen.

  • 4. Zu einer nachhaltigen Bank wechseln

    Ein Bankwechsel kann ein einfaches, aber effektives Mittel für mehr Nachhaltigkeit sein. Denn wer mit seinem Geschäftskonto zu einer Ökobank wie beispielsweise der GLS Bank, der Ethik Bank oder Triodos Bank wechselt, zeigt soziale und ökologische Sensibilität. Grüne Banken setzen mit ihren Einlagen auf nachhaltige Projekte, etwa im Bereich der Erneuerbaren Energien oder der ökologischen Landwirtschaft.

  • 5. CO2-Emissionen senken

    Auch im normalen Betriebsalltag lässt sich CO2 einsparen: So lässt sich zum Beispiel die Post bei den meisten Anbietern klimaneutral verschicken. Versanddienste bieten für den Transport von Briefen und Paketen "grüne" Optionen an. Hier werden zum Beispiel entstandene Treibhausgasemissionen neutralisiert, indem gleichzeitig Klimaprojekte gefördert werden.

    Auch wenn sich geschäftliche Reisen mit dem Flugzeug nicht vermeiden lassen, gibt es die Möglichkeit, CO2-Emissionen zu kompensieren. Anbieter wie Atmosfair nutzen die gleiche Logik wie Postdienstleister beim klimaneutralen Versand.

  • 6. Nachhaltigkeit bei Snacks und Getränken

    Wasser aus der Region in Glasflaschen, Fair-Trade-Kaffee und Bio-Obst: Gesunde und nachhaltige Verpflegung für die Mitarbeitenden kommt nicht nur bei Menschen gut an, die hohen Wert auf ökologisches Bewusstsein legen, sondern unterstützt sie auch bei einer gesunden Ernährung.

Investitionen in Nachhaltigkeit

  • Energie effizienter einsetzen

    Am klimafreundlichsten ist Strom, der gar nicht verbraucht wird. Strom zu sparen macht sich nicht nur gut in der Ökobilanz, sondern reduziert auf lange Sicht auch Kosten. Ein erster Schritt können programmierbare Thermostate sein, die verhindern, dass nachts und am Wochenende unnötig die Geschäftsräume geheizt werden. 

    Langfristig lohnen sich komplexe Energiemanagement-Systeme: Diese Investitionen zahlen sich meist schnell aus. Das Umweltbundesamt gibt in einer Broschüre umfassende Hilfestellungen zum Einrichtungsprozess. Mit diesen Systemen soll Energie effizienter eingesetzt und Stromverbrauch reduziert werden: Das schont nicht nur die Umwelt, sondern spart auch Kosten.

    Zudem nutzen viele mittelständische Unternehmen bereits Ökostrom. Laut einer repräsentativen Umfrage waren es Anfang 2020 bereits 35 Prozent der befragten Unternehmen. Jedes fünfte produzierte ihn sogar selbst, vor allem mit eigenen Solaranlagen. Aber auch Blockheizkraftwerke, eigene Biomasseanlagen und Windräder kommen zum Einsatz.

  • Fuhrpark ökologischer aufstellen

    Kraftstoffsparende Fahrzeuge machen die Autoflotte eines Unternehmens klimafreundlicher und zahlen sich auch wirtschaftlich aus. Wer weniger tankt, muss auch weniger für den Kraftstoff bezahlen. Gamification-Ansätze können die Fahrerinnen und Fahrer animieren, sich einen möglichst sparsamen Fahrstil anzutrainieren: Denkbar ist zum Beispiel ein Bonus für Mitarbeitende, die besonders spritsparend unterwegs waren.

    Oder das Auto wird vollständig aus dem Betrieb verbannt, sofern das möglich ist: Statt eines Dienstwagens gibt es dann Unterstützung für die Tickets des öffentlichen Nahverkehrs, für eine Bahncard oder ein Mobilitätsbudget für Carsharing, Mietautos oder Taxifahrten. Vor allem Millennials und die Generation Z lassen sich auf diese Weise ansprechen – in diesen Altersgruppen machen auch immer weniger Menschen einen Führerschein, berichtete die Rheinische Post.

  • Kreislaufwirtschaft

    Der Einsatz recycelter und recyclingfähiger Materialien ist nicht nur ökologisch sinnvoll, er verspricht auch einen Imagegewinn für die Unternehmen und trägt dazu bei, langfristig wettbewerbsfähig zu sein. Auch die EU-Kommission hat vor, den Lebenszyklus von Produkten und Materialien zu verlängern. Sie hat dazu einen Aktionsplan zur Steigerung des Recyclings, der Wiederverwendung und Reparierbarkeit von Produkten in der EU vorgestellt.

    Das aktuell vorherrschende lineare Modell, bei dem Material verbraucht und dann überwiegend entsorgt wird, soll schrittweise ersetzt werden. Anstelle Abfall zu entsorgen, sollen die Stoffe wieder in die Produktion fließen: Zum Beispiel als Energiequelle. Um die Mechanismen der Kreislaufwirtschaft zu übernehmen, müssen Unternehmen aber aktiv werden und bestehende Prozesse grundsätzlich hinterfragen. Das betrifft beispielsweise das eingesetzte Material, die Lebensdauer der Produkte und den Umgang mit Abfallprodukten. 

Fördermittel

Ein zentrales Förderprogramm für nachhaltige Maßnahmen gibt es noch nicht. Dennoch stehen Unternehmen eine Vielzahl von Förderansätzen bereit. Viele sind gebunden an übergeordnete Ziele, etwa an nachhaltige Landwirtschaft oder Stadtentwicklung.

  • Förderdatenbank des Bundes

    Einen ersten Überblick über den Förder-Dschungel liefert die Förderdatenbank des Bundes. Das Portal sammelt verschiedene Förderansätze. Je nach Unternehmensausrichtung lässt sich hier ein passendes Programm finden.

    Förderdatenbank des Bundes
  • KfW Bankengruppe

    Viele Bundesländer haben eigene Programme. Der Freistaat Bayern etwa vergibt zusammen mit der KfW Bankengruppe zinsgünstige Darlehen für mittelständische Unternehmen oder Freiberufler, die in den Umweltschutz investieren. Gefördert werden Projekte zur Abwasserreinigung, Luftreinhaltung, Lärm- und Erschütterungsschutz, Kreislaufwirtschaft, Ressourceneffizienz und Boden- und Grundwasserschutz.

    KfW-Förderung
  • Deutsche Bundesstiftung Umwelt

    Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) fördert lösungsorientierte Vorhaben zum Schutz der Umwelt. Die Stiftung unterstützt vor allem kleine und mittlere Unternehmen in den Bereichen Umwelttechnik, -forschung und -kommunikation, Natur- und Kulturgüterschutz. Unternehmen, Vereine und Organisationen erhalten meist 50 Prozent ihrer Projektkosten als Förderung, Hochschulen sogar bis zu 100 Prozent.

    DBU-Förderung
  • Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle

    Wenn es um den Einsatz von erneuerbaren Energien für die Heizung oder um Maßnahmen zur Energieeinsparung geht, ist das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) eine gute Adresse. Das BAFA fördert Privathaushalte, aber auch Unternehmen, die beispielsweise Solaranlagen, Biomasse- und Wärmepumpenanlagen einbauen. Auch für Anlagen mit Kraft-Wärme-Kopplung gibt es Zuschüsse.

    BAFA-Förderung
  • Horizont 2020

    Auf europäischer Ebene gibt es das Programm Horizont 2020. Es soll dabei unterstützen, eine wettbewerbsfähige Wirtschaft aufzubauen. Nachhaltige Entwicklung und Klimawandel sind dabei übergeordnete Ziele. Beispielsweise fördert das Programm Lösungen zur Kreislaufwirtschaft, zum Klimaschutz, Erdbeobachtung, naturbasierte Lösungen oder Innovationen für CO2-emmissionsarme Energiesysteme.

    Horizont 2020 – Förderbereiche

Betriebsgesundheit

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Corporate Social Responsibility (CSR): Soziale Verantwortung groß schreiben

Unternehmen haben einen großen Einfluss auf die Gesellschaft. Daher umschließt das Konzept der Corporate Social Responsibility neben ökologischen Maßnahmen auch soziale Verantwortung. Das betrifft Fragen der Vielfalt und Chancengleichheit unter den Beschäftigten, ebenso wie die Einhaltung von Menschenrechten innerhalb der Lieferkette.

Auch hier gilt: Das Engagement für soziale Verantwortung dient nicht nur dem Selbstzweck, sondern bietet auch die Möglichkeit zum Wachstum. Allein das Thema Diversität zeigt, wie Unternehmen auch wirtschaftlich profitieren können. Studien haben bereits gezeigt, dass Unternehmen mit hoher Diversität mit einer größeren Wahrscheinlichkeit überdurchschnittlich profitabel sind.

Die Unternehmensberatung McKinsey zum Beispiel kam in ihrer Studie "Diversity Wins – How Inclusion Matters" zu dem Ergebnis, dass eine hohe Gender-Diversität die Wahrscheinlichkeit um 25 Prozent erhöht, überdurchschnittlich profitabel zu sein. Ethnische Diversität und die Internationalität des Vorstands erhöhen den Wert sogar auf 36 Prozent.

Nachhaltigkeit lohnt sich für Unternehmen

Für Unternehmen, die sich zukunftssicher aufstellen wollen, ist es heutzutage unabdingbar, Nachhaltigkeit als Unternehmensziel zu definieren. Mindestens drei konkrete Vorteile ergeben sich daraus:

Erstens lässt sich dadurch die Kosteneffizienz steigern: Weniger Materialverbrauch, bessere Auslastung von Transportfahrzeugen, geringerer Treibstoffverbrauch. Viele Ansätze, um effizienter zu wirtschaften und Kosten zu sparen, schonen auch die Umwelt. Hinzu kommt, dass Unternehmen auch bei Steuern und Abgaben sparen können, etwa bei der CO2-Steuer.

Zweitens wirkt Nachhaltigkeit auch identitätsstiftend: Mit nachhaltigen Konzepten zeigen Unternehmen, dass sie Verantwortung für nachfolgende Generationen übernehmen und moralische Prinzipien haben, nach denen sie handeln. So können sich Menschen mit ähnlichen Vorstellungen noch stärker mit diesen Betrieben identifizieren. Dies wird, wie eingangs erwähnt, auch für die Gewinnung von neuen Mitarbeitenden immer wichtiger.

Und drittens fördert Nachhaltigkeit auch die Kundenbindung, indem es ein positives Image verleiht, die Markenbindung erhöht und Negativ-Schlagzeilen oder Shitstorms im Netz verhindert. All dies sind wichtige Bausteine für Unternehmen, die die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass ihnen ihre Kundinnen und Kunden langfristig die Treue halten.

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