Bauarbeiter sitzen im Kreis und unterhalten sich

Toxische Mitarbeitende: Was kann die Geschäfts­führung tun?

Wenn der Kollege giftiger ist als die Chemikalien in der Werkstatt ... Toxische Mitarbeitende sind unangenehm. Doch Betriebsinhabende können etwas tun! Wir zeigen Ihnen, wie Sie vorbeugen und toxische Mitarbeitende aus Ihrer Firma fernhalten können. Eine Expertin verrät, wie Sie Problemfälle erkennen und in den Griff bekommen. Für ein gesundes, gut gelauntes und produktives Team.

Ob Nörgler, Intriganten oder Leistungsverweigerer – toxische Mitarbeitende dämpfen nicht nur die Stimmung, sondern auch die Produktivität. Für Handwerksbetriebe, die oft unter Termindruck stehen und auf Teamwork angewiesen sind, eine echte Herausforderung. Viele Meisterinnen und Meister oder Betriebsinhabende fühlen sich im Umgang mit diesen schwierigen Charakteren überfordert.

Die Expertin Karin Struck, selbstständige Coachin und Beraterin des Handwerks, gibt Tipps, wie Sie toxische Verhaltensweisen Ihrer Mitarbeitenden frühzeitig erkennen und diesen effektiv gegensteuern können, um ein produktives und positives Arbeitsumfeld zu bewahren.

Toxische Mitarbeitende erkennen: Wie verhalten sie sich?

Toxische Mitarbeitende vergiften buchstäblich ihr Arbeitsumfeld. Sie sind zutiefst unzufrieden, häufig besonders mit sich selbst, was sie jedoch mangels Willen oder Fähigkeit zu kritischer Selbstreflexion oft nicht erkennen (zumindest aber nie zugeben würden). Derart unmotiviert bestreiten sie ihren Arbeitstag. Ihre Einstellung und ihr ganzes Verhalten strahlen Negativität aus. Einige Merkmale und Verhaltensweisen sind dabei ganz typisch:

  • Zynismus: Toxische Mitarbeitende sind oft zynisch, da sie ihren Frust und ihre Unzufriedenheit mit sich selbst auf ihre Umgebung projizieren.

  • Manipulation: Sie manipulieren, um ihre Ziele zu erreichen und ihre Position im Unternehmen zu stärken – ohne Rücksicht auf die Kollegen. So versuchen sie beispielsweise, Situationen zu ihrem Vorteil zu gestalten oder Kontrolle über andere auszuüben, um selbst besser dazustehen. "Ein Warnsignal ist, wenn im Team Verbündete gesucht und so Gruppen gebildet werden", erläutert Karin Struck.

  • Persönliche Angriffe: Sie neigen zu persönlichen Attacken und scheuen auch nicht die Eskalation von Konflikten, um von ihren eigenen Unzulänglichkeiten abzulenken und andere zu verunsichern. Durch gezielte Beleidigungen, Herabwürdigungen oder subtile Sticheleien versuchen sie, ihre Kollegen emotional zu destabilisieren und deren Selbstwertgefühl zu untergraben.

  • Verweigerung der Zusammenarbeit: Sie sabotieren mit ihrem passiv-aggressiven Verhalten aktiv die Teamarbeit, indem sie sich weigern, konstruktiv an gemeinsamen Projekten mitzuwirken oder absichtlich nützliche Informationen zurückhalten.

  • Lästerei über Dritte: Sie verbreiten oft Gerüchte und negative Kommentare über Kolleginnen und Kollegen, um deren Ruf zu schädigen und sich selbst in einem besseren Licht erscheinen zu lassen. Expertin Karin Struck erklärt: "Besonders Menschen, die sich nicht anerkannt oder schwach fühlen und sich gerne an anderen orientieren, fühlen sich in negativen Gesprächen anerkannt, wahrgenommen und lassen sich beeinflussen. So wird die Stimmung im Team negativ verändert."

  • Drückebergerei: Toxische Teammitglieder neigen dazu, sich vor Verantwortung zu drücken und unangenehme Aufgaben auf andere abzuwälzen.

Betriebliches Gesundheits­management (BGM)

BGM umfasst alle gemeinsamen Maßnahmen von Arbeitgebenden und Arbeitnehmenden zur Verbesserung der Gesundheit am Arbeitsplatz. Mehr zu BGM erfahren

Auswirkungen toxischer Mitarbeitender auf das Unternehmen

Toxische Mitarbeitende wirken mit ihrer Negativität ansteckend wie ein Virus auf die Kolleginnen und Kollegen. Ihr Einfluss auf das Team und den Betrieb darf nicht unterschätzt werden, sonst drohen:

  • gestörte Kommunikation und stockender Informationsfluss

  • schlechtes Betriebsklima durch Lästereien und Misstrauen

  • ein durch Entzug von Energie demotiviertes Team

  • ein hoher Krankenstand

  • erhöhte Fluktuation, insbesondere bei guten Mitarbeitenden

"Die Autorität des Vorgesetzten wird untergraben", so Expertin Struck. Arbeitsaufträge werden nur widerwillig ausgeführt. Der Tonfall in der Kommunikation ändert sich. Entscheidungen werden kritisiert oder hinterfragt, die Effizienz leidet. "Der Fachkräftemangel kann bei Angestellten auch durchaus ein Machtgefühl auslösen. Sie glauben, sich mehr erlauben zu können, weil der Chef oder die Chefin auf sie angewiesen ist. Dies wird mir in der Praxis von Betriebsinhabenden öfter bestätigt."

Diese Faktoren addieren sich zu einer Abwärtsspirale, die langfristig erhebliche Kosten für die Firma verursachen kann. Wenn die Leistung sinkt, leidet die Kundenzufriedenheit und damit die Wettbewerbsfähigkeit. Ein frühzeitiges, bestenfalls präventives Erkennen und Gegensteuern ist daher entscheidend.

Prävention ist alles: Wie man toxisches Verhalten frühzeitig verhindert

Damit toxische Mitarbeitende das produktive Arbeitsumfeld in Ihrem Betrieb nicht gefährden, werden sie bestenfalls gar nicht erst eingestellt. Und ja, Sie haben Recht, man kann Bewerberinnen und Bewerbern nicht hinter die Stirn schauen, doch es gibt durchaus einige Maßnahmen, die Sie als Betriebsinhabende vorbeugend beherzigen sollten:

  • Durchdachte Einstellungsprozesse ermöglichen eine sorgfältige Personalauswahl. Neben fachlichen Qualifikationen sollten auch Soft Skills und Persönlichkeit berücksichtigt werden

  • Interaktion mit dem Team: Binden Sie Ihre Mitarbeitenden in den Bewerbungsprozess ein, um Teamfähigkeit, zwischenmenschliche Fähigkeiten und soziale Kompetenz interessanter Kandidatinnen und Kandidaten besser einschätzen zu können.

  • Nutzen Sie die Probezeit! Prüfen Sie, ob der oder die "Neue" nicht nur fachlich, sondern auch menschlich ins Team passt. Vereinbaren Sie nach drei Monaten ein erstes Feedback-Gespräch.

  • Schulungen und Weiterbildungen: Regelmäßige Trainings zu Themen wie Kommunikation, Konfliktmanagement und emotionaler Intelligenz sensibilisieren Sie und Ihr Team für problematische Verhaltensweisen und schulen Sie darin, angemessen darauf zu reagieren.

  • Wertschätzung zeigen: "Insbesondere zurückhaltende und ruhige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssen gestärkt werden", so Expertin Karin Struck. Viele Chefinnen und Chefs unterschätzen die Wirkung von lobenden Worten. Das geht im Alltag oft unter. "Viele denken, dass ihre Mitarbeitenden doch wissen müssten, dass man mit ihnen zufrieden ist. Es geht auch längst nicht immer um Geld, sondern um Wahrnehmung, Wertschätzung und Respekt."

Aktuelle Seminartermine

Kennen Sie schon unser kostenfreies Seminarangebot rund um Sozialversicherung und gesunder Betriebsführung? All unsere Termine können direkt online gebucht werden. Seminar buchen!

Giftspritzen entschärfen: Tipps für den Umgang mit toxischen Mitarbeitenden

Wenn Sie als Chefin oder Chef bereits ein toxisches Teammitglied haben, sollten Sie konsequent vorgehen:

  • Frühzeitiges Erkennen und Handeln: Achten Sie aufmerksam auf Warnsignale wie negative Stimmung, Konflikte, hohen Krankenstand oder sinkende Produktivität im Team. Je früher Sie problematisches Verhalten eines Teammitglieds erkennen, desto eher können Sie gegensteuern.

  • Klare Kommunikation und Feedback: Führen Sie zeitnah ein Vier-Augen-Gespräch mit dem betreffenden Mitarbeiter oder der Mitarbeiterin. Aktive Mitarbeiterführung ist wichtig. Sprechen Sie das Verhalten direkt und sachlich an. Schildern Sie die negativen Auswirkungen auf das Team und den Betrieb. Struck erläutert: "Es kann auch schon helfen, offensiv die Suche nach neuen Mitarbeitenden zu kommunizieren, um klarzumachen, dass niemand unersetzlich ist. Manche Menschen wollen einfach wahrgenommen werden und benehmen sich deswegen schlecht. Hier gilt es, klare Grenzen zu setzen und Respekt einzufordern." Verdeutlichen Sie, dass so ein Verhalten inakzeptabel ist und Sie es nicht dulden werden. Vereinbaren Sie klare Verhaltensregeln für die Zukunft.

  • Mediation und Coaching: Bevor man sich von Mitarbeitenden trennt, sollte man ihnen die Chance geben, ihr Verhalten zu ändern. Ein professioneller Coach kann dabei helfen, die Gründe für das toxische Verhalten zu verstehen und daran zu arbeiten.

  • Konsequenzen aufzeigen: Wenn Gespräche nicht helfen, müssen Sie deutlicher werden. Stellen Sie klar, dass Sie eine Verhaltensänderung von der Person erwarten und welche rechtlichen Konsequenzen drohen, wenn diese ausbleibt. Ziehen Sie bei ausbleibendem Erfolg arbeitsrechtliche Schritte in Betracht.

So können Sie toxisches Verhalten frühzeitig eindämmen und ein positives Arbeitsklima in Ihrem Betrieb fördern. Bleiben Sie dabei in Ihrem Handeln stets fair, aber konsequent.

Leben in Balance: Coaching für Unternehmerpaare

Einen Betrieb erfolgreich zu führen und Zeit für Familie und Partnerschaft zu finden – für Unternehmerpaare ist es oft nicht leicht. In unserem Coaching unterstützen wir Sie dabei, ein Leben in Balance zu gestalten und entwickeln für Sie passgenaue Lösungen. Mehr Infos zum Coaching für Unternehmerpaare

Rechtliche Möglichkeiten gegen toxische Mitarbeitende

Bei arbeitsrechtlichen Maßnahmen gegen toxische Mitarbeitende müssen Sie einige Aspekte beachten:

  • Dokumentation des Verhaltens:

    Grundsätzlich ist es zu Beweiszwecken wichtig, alles rund um das toxische Verhalten (Vorfälle, Gespräche, Beobachtungen) frühzeitig und sorgfältig zu dokumentieren.

  • Abmahnung:

    Oft ist bereits eine schriftliche Abmahnung als Warnung ausreichend, um dem Mitarbeitenden die Chance zur Besserung zu geben und ihn oder sie nachhaltig zu motivieren, an sich zu arbeiten.

  • Kündigungsschutz:

    Nach sechs Monaten Betriebszugehörigkeit (Probezeit) greift bei größeren Betrieben der Kündigungsschutz. Eine Kündigung muss dann sozial gerechtfertigt sein, z. B. durch verhaltens- oder personenbedingte Gründe. Für bestimmte Personengruppen wie Schwangere oder Schwerbehinderte gelten zusätzlich besondere Schutzvorschriften. Daher nochmals: Nutzen Sie die Probezeit!

  • Kündigungsformalien:

    Die Kündigung muss nicht nur begründet sein, sondern auch gewissen Formalien entsprechen, also z. B. schriftlich und unter Einhaltung der Kündigungsfrist erfolgen. Lassen Sie sich frühzeitig von einem Fachanwalt oder einer Anwältin für Arbeitsrecht beraten, um Fehler zu vermeiden und das Risiko einer erfolgreichen Kündigungsschutzklage zu minimieren.

Ebenfalls interessant

  • Junge Frau, die verzweifelt auf ihren Bildschirm blickt.

    Arbeiten

    Hochstapler-Syndrom: Ist das mein Verdienst?

    Wir erklären, was dahintersteckt, wie man Selbstzweifel als Selbsttäuschung entlarven kann und wie Arbeitgeber mit dem Phänomen umgehen sollten. Artikel lesen

  • Älterer Mann schneidet Holz in einer Werkstatt.

    Betrieb

    Fachkräftemangel mit BGM vorbeugen: Mitarbeitende bis ins höhere Alter fit halten

    Fachkräftemangel im Handwerk ist ein komplexes Problem. Mit BGM-Maßnahmen können Sie die Gesundheit Ihrer Mitarbeitenden – insbesondere der älteren – fördern und so dem Fachkräftemangel vorbeugen. Artikel lesen

  • Blick auf eine Treppe, die pro Stufe die Kilokalorien im Verbrauch anzeigt.

    Betrieb

    Nudging: Kleine Anstöße für gesünderes Verhalten am Arbeitsplatz

    Kennen Sie Nudging? Sanfte Anstöße, um Verhalten zu lenken, z. B. für die Gesundheit oder Sicherheit von Mitarbeitern. Oft effektiver als direkte Anweisungen. Artikel lesen