Was ist Pilates und für wen ist es geeignet?

Redaktion
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Pilates ist absolut im Trend. Inspiriert durch Stars auf Instagram oder TikTok, entdecken immer mehr Menschen die Sportart für sich. Wir klären mit einer Expertin, worauf Anfänger achten sollten, welchen Effekt Pilates hat und wie du das richtige Studio für dich findest.

Auf Instagram und TikTok zeigen Influencer ihre Lieblingsübungen. Auch Stars wie Miley Cyrus, Hailey und Justin Bieber, Jennifer Aniston oder Harry Styles schwören angeblich darauf. Auf YouTube gibt es Work-out-Videos für das heimische Wohnzimmer. All das wird millionenfach geklickt.

Kurzum: Pilates ist absolut im Trend und zählt neben Yoga inzwischen zu den beliebtesten Trainingsformen. „Das Interesse nimmt auf jeden Fall zu, insbesondere auch bei jungen Menschen“, sagt Annette Dressler, Pilates-Trainerin und Inhaberin von Pilates Cologne, einem Studio in Köln, das bekannt dafür ist, die klassische Form von Pilates zu unterrichten.

Was ist Pilates?

Pilates ist ein effektives und systematisches Ganzkörpertraining. Dabei kommt es auf das Zusammenspiel des gesamten Körpers an. „Das Training fördert Kraft, Beweglichkeit, Koordination und Balance“, erklärt Annette Dressler. „Die Bewegungen werden aus der tiefen Rumpfmuskulatur heraus eingeleitet. Dadurch wird die Wirbelsäule stabilisiert, Bewegungsabläufe verbessert und Verspannungen entgegengewirkt. Auf- und absteigende Ursache-Folge-Ketten können so vermieden werden.“

Das ist nicht nur gesund für Menschen, die im Alltag viel sitzen, sondern auch für diejenigen, die hohen Belastungen ausgesetzt sind. Damit ist es perfekt geeignet als Ausgleich nach einem langen Tag in der Schule oder körperlich anstrengenden Tag auf der Arbeit. Durch Pilates werden alltägliche Bewegungsabläufe und Bewegungsfreiheit gezielt verbessert. Das steigert die Lebensqualität.

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Was hat es beim Pilates mit dem Powerhouse auf sich?

Die Körpermitte wird im Pilates auch „Powerhouse“ oder „Kraftgürtel“ genannt. Das Powerhouse ist der Verbund aus der tiefen Muskulatur in Bauch und Rücken, dem Zwerchfell und dem Beckenboden. Heutzutage wird es auch gerne als „Core“ (Deutsch: Kern) bezeichnet. Weil es die Kernmuskulatur eines Menschen beschreibt.

Dass es im Pilates hauptsächlich um die Stärkung dieser Kernmuskulatur geht, stimmt jedoch nicht. „Es wird nicht nur die Tiefenmuskulatur beansprucht, sondern auch die globale Muskulatur.“ Also die außengelegenen, sichtbaren Muskeln. „Die Tiefenmuskulatur kann nicht isoliert angespannt werden. Das geht immer nur im Zusammenhang mit der außenliegenden Muskulatur.“ Das heißt: „Um den Körper zu stabilisieren, kommt es auf das gute Zusammenspiel aller Muskelgruppen an.“

Für wen ist Pilates geeignet?

Von vielen wird Pilates als Frauensport abgetan. Das ist jedoch kompletter Nonsens. „Die Methode wurde von einem Mann entwickelt“, erklärt Annette Dressler. Er hieß Joseph Pilates. Zu seinen ersten Klienten zählten zunächst hauptsächlich Männer.

Ein weiterer Irrglaube ist, dass die Pilates-Übungen eine reine Therapieform sind. „Pilates kann zwar auch in der Rehabilitation genutzt werden. Es war jedoch nie explizit als Therapie gedacht.“

Kurz zusammengefasst heißt das: Ein Pilates-Workout eignet sich für jede und jeden. Ungeachtet von Geschlecht, Alter oder bisherigem Fitnesslevel. „Unsere Teilnehmenden sind zwischen 18 und 75 Jahre alt. Das bringt es eigentlich ganz gut auf den Punkt.“ Es eignet sich für Jugendliche genau wie für Best Ager. Denn man kann nie zu alt sein, um mit Sport anzufangen.

Dabei kann die Methode als Hochleistungsworkout ganz für sich stehen. Sie eignet sich jedoch auch als Ergänzung zu anderen Sportarten. Beispielsweise um Defizite und Dysbalancen auszugleichen und Koordination und Balance zu stärken. In den USA ist Pilates für Leistungssportler, etwa bei den Footballspielern aus der NFL, deshalb obligatorisch.

Auch für Sportanfängerinnen und -anfänger ist die Trainingsmethode hervorragend geeignet. „Die Übungen lassen sich gut modifizieren. Unsere Schülerinnen und Schüler lernen von Beginn an, die Ausführung der Übung an ihr persönliches Ideal und die eigenen Bedürfnisse anzupassen.“

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Woher stammt Pilates?

Erfunden wurde die Methode von Joseph Hubertus Pilates, geboren 1883 in Mönchengladbach. Um seine eigene körperliche Fitness zu stärken, beschäftigte er sich schon früh mit Turnen und Boxen. Dazu befasste er sich mit Anatomie und Bewegungslehre. Er entwickelte seine eigene Trainingsmethode, die er Contrology nannte. Heute bekannt als Pilates. Dabei ließ er sich unter anderem von Eugen Sandow inspirieren. Er gilt als Vater des modernen Bodybuildings.

In den 1920er-Jahren wanderte Joseph Pilates in die USA aus und eröffnete in Manhattan sein erstes Trainingsstudio. Dieses stattete er mit seinen selbst entworfenen Pilates-Geräten aus. Zu seinen ersten Schülerinnen und Schülern gehörten unter anderem Schauspieler, Choreographen sowie die Tänzerinnen und Tänzer des New York City Ballet.

Worauf müssen Anfänger bei Pilates achten?

Das Gute ist: Wenn du dich für Pilates interessierst, kannst du eigentlich direkt loslegen und es ausprobieren. Du brauchst dafür keine besondere Ausrüstung oder Vorkenntnisse.

Um die Methode von Beginn an richtig zu erlernen, ist es von großem Vorteil, sich eine professionelle Anleitung zu suchen. Zum Beispiel in einem Pilates-Studio. Die Expertin erklärt: „Ohne die richtigen Geräte und einen geeigneten Lehrer kann man die Methode nicht erlernen.“

„Unsere Teilnehmenden lernen von Beginn an, besser auf ihren Körper zu hören und wie sie die Übungen nach ihrem eigenen Ideal modifizieren können“, erklärt Annette Dressler. So entwickelt man mit der Zeit ein immer besseres Verständnis für die Methode und Übungen. „Mit der Zeit wird man vom Behandelten zum Handelnden.“

„Vielen Menschen mangelt es unter anderem an Mobilität der Wirbelsäule, einhergehend mit einer schlechten Atmung und fehlender Ansteuerung der Kernmuskulatur. Bewegungsmangel und häufiges Sitzen führen zu Verspannungen und Abschwächung der Muskeln.“

Hier kann die Pilates-Methode ansetzen. Ganz nach einem Leitspruch des Erfinders: „Nach 10 Stunden spürst du einen Unterschied. Nach 20 Stunden siehst du einen Unterschied. Nach 30 Stunden hast du einen neuen Körper.“

Worauf sollten Anfänger bei der Auswahl eines Studios achten?

Wer ein Trainingsstudio ausprobieren möchte, hat die Qual der Wahl. Besonders in Städten gibt es inzwischen reichlich Angebote. „Leider ist Pilates kein geschützter Begriff“, sagt die Expertin.

Die Folge ist: „In vielen Studios werden Übungen unterrichtet, die nur wenig mit der ursprünglichen Methode gemein haben. Es gibt viele wunderbare Bewegungssysteme, aber es gibt nur eine Pilates-Methode.“ Darauf legt die Trainerin bei ihrer Arbeit großen Wert: „In unserem Studio orientieren wir uns an dem, was Joseph Pilates und seine direkten Nachfahren uns hinterlassen haben. Selbstverständlich unter Berücksichtigung aktueller sportphysiologischer Erkenntnisse – eine Methode ist immer nur so gut wie ihr Lehrer.“

Jedoch sei auch die Ausbildung zum Pilates-Trainer nicht standardisiert. Es gibt inzwischen viele Kurse oder Ausbildungsmöglichkeiten auch im Kurzformat. „Eine gute Trainer-Ausbildung dauert in der Regel mindestens 500 Stunden“, betont Annette Dressler.

Ihr Tipp lautet deshalb: Bevor du ein Pilates-Studio besuchst, solltest du es dir unbedingt vorher genauer anschauen:

  • Wie und womit wirbt es?

  • Ist es mit echten Pilates-Geräten ausgestattet?

  • Welche Ausbildung haben die Trainer absolviert? (Zertifikate, Ausbildungsstätte, Vita)

Was ist Reformer-Pilates?

In vielen Studios werden auch scheinbare Sonderformen von Pilates angeboten. Beispiele hierfür sind: „Reformer-Pilates“, „Wand-Pilates“, „Power-Pilates“ oder „Yoga-Pilates“. „Es gibt jedoch nur eine originale Pilates-Methode. Diese benötigt in ihrer ursprünglichen Form keine weiteren Ergänzungen“, betont die Trainerin. Alles andere seien Abwandlungen, die mit der ursprünglichen Methode wenig zu tun haben.

Der Reformer ist eines der Geräte, das Joseph Pilates erfunden hat. Eine Art Schlitten, der auf beweglichen Schienen aufliegt, und mit Federwiderständen arbeitet. „Dennoch gibt es kein reines Reformer-Pilates. Das ist in etwa so, als würde man sagen: Ich mache kein Krafttraining, ich mache Bankdrücken.“ Denn der Reformer ist nur ein Teil des Workouts und ganz nebenbei auch nur eines von vielen Pilates-Geräten: Cadillac, Chair, Barrels oder mehrere Klein-Geräte.

„Direkt auf dem Reformer zu starten, macht wenig Sinn“, erklärt die Trainerin. Besser sei es, zunächst Kraft und Ausdauer auf der Matte zu verbessern. „Bei uns beginnen Anfängerinnen oder Anfänger mit den Grundübungen auf der Matte und sammeln erste Erfahrungen mit den Arm- und Beinfedern am Tower.“ Danach geht es Schritt für Schritt weiter mit dem Training auf dem Reformer, dem Wunda Chair oder mit Kleingeräten wie dem Magic Circle.

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Was ist der Unterschied zwischen Pilates und Yoga?

In vielen Fitnessstudios werden neben Pilates-Workouts auch Yoga-Kurse oder sogar Mischformen wie „Yoga-Pilates“ angeboten. Jedoch handelt es sich bei Yoga und Pilates um zwei unterschiedliche Herangehensweisen.

Yoga ist eine über 1000 Jahre alte indische Lehre. Der Fokus liegt darauf, Körper, Geist und Seele in Einklang (oder Fluss) zu bringen. Yoga legt neben den Übungen, die durchaus anstrengend sein können, großen Wert auf Atmung und Meditation. Neben der körperlichen Anspannung stehen auch Entspannung und Achtsamkeit im Mittelpunkt.

Pilates wurde in den 1920er Jahren entwickelt, also vor gut 100 Jahren. Der Fokus liegt dabei auf der Kräftigung, Mobilisierung und Koordination des Körpers. Es geht darum, Übungen konzentriert und kontrolliert auszuführen. Dafür basiert die Methode auf sechs sog. Grundprinzipien:

  • Atmung

  • Zentrierung

  • Konzentration

  • Kontrolle

  • Koordination

  • Bewegungsfluss

Wieso entdecken immer mehr Menschen Pilates für sich?

Wenn es darum geht, die richtige Sportart zu finden, suchen die meisten Menschen nach etwas, um langfristig am Ball zu bleiben. „Wir erleben es häufig, dass unsere Kundinnen und Kunden zu uns kommen, auf der Suche nach dem Sport, der ihnen vor allem auch eines bringt: Spaß! Nur wenn man mit Leidenschaft an etwas herangeht, kann Kontinuität und damit Fortschritt entstehen“, sagt Annette Dressler aus Erfahrung.

Dabei entdecken immer mehr Menschen Pilates für sich. „Ich denke, dass viele Menschen verstanden haben, dass Pilates weitaus mehr ist als ein sanftes Mind-Body-Training mit Fokus auf Atmung und Konzentration.“ Die Menschen wollen sich weiterentwickeln und Pilates kann ihnen dabei helfen. Weitere Vorteile von Pilates findest du hier.

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Veröffentlicht am 28.03.2024

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