Warum gesunde Gewohnheiten am Arbeitsplatz so wichtig sind

Redaktion
IKK classic

Mehr Gesundheit, mehr Motivation, mehr Erfolg – gesunde Gewohnheiten im Arbeitsalltag können wahre Wunder wirken. Doch wie setzen Sie diese effektiv in Ihrem Betrieb um? Eine Expertin erklärt, wie Sie durch gezielte Maßnahmen das Wohlbefinden Ihrer Belegschaft steigern und so den langfristigen Erfolg Ihres Unternehmens sichern können.

Gesunde Gewohnheiten sind der Schlüssel, um Ihre Belegschaft leistungsfähig und motiviert zu halten – und haben einen direkten Einfluss auf den Erfolg Ihres Unternehmens. Gezielte Maßnahmen wie regelmäßige Pausen und eine gesunde Ernährung tragen dazu bei, Stress zu mindern, die Produktivität zu steigern und krankheitsbedingte Ausfälle zu vermeiden.

Emma Erhard, Expertin für Arbeitspsychologie und Gesundheitsförderung am Institut für Betriebliche Gesundheitsberatung, erklärt, wie Sie gesunde Gewohnheiten in Ihrem Betrieb verankern können – und langfristig von einem gesünderen, leistungsfähigeren Team profitieren.

Was sind Gewohnheiten und wie entstehen sie?

Gesunde Gewohnheiten sind Handlungen, die Körper und Geist langfristig guttun – wie regelmäßige Bewegung, ausgewogene Ernährung oder ausreichend Schlaf. Doch wie werden solche Verhaltensweisen zu festen Bestandteilen des Alltags? Der Schlüssel liegt in der sogenannten Gewohnheitsschleife.

Dieses Konzept beschreibt, wie Gewohnheiten entstehen und sich festigen: Ein Auslösereiz (zum Beispiel das Aufstehen am Morgen) aktiviert eine Handlung (wie das Zähneputzen), die schließlich durch eine Belohnung (ein frisches Mundgefühl) verstärkt wird. Expertin Emma Erhard erläutert: „Das Gehirn speichert wiederholte Handlungen in den Basalganglien, einer Art ‚Autobahn‘ für automatisierte Prozesse. Je öfter wir diese Schleife durchlaufen, desto stärker wird die Gewohnheit. Wenn wir es schaffen, gesunde Muster zu etablieren, erleichtert das den Alltag enorm und spart Energie, die wir für andere Herausforderungen nutzen können.“

Wiederholt sich dieser Kreislauf häufig genug, wird aus einer bewussten Entscheidung eine automatisierte Routine. So können auch gesunde Gewohnheiten durch kleine, beständige Schritte nachhaltig verankert werden.

Gewohnheit, Routine, Ritual – Was ist der Unterschied?

Die Begriffe „Gewohnheit“, „Routine“ und „Ritual“ werden oft synonym verwendet, doch sie unterscheiden sich deutlich in ihrer Bedeutung und Funktion.

  • Gewohnheiten sind automatisierte Verhaltensweisen, die unbewusst ablaufen. Sie entstehen durch wiederholte Handlungen, wie das Zähneputzen am Morgen. Emma Erhard beschreibt sie als eine Art „Autopilot“ des Gehirns, der Energie spart und den Alltag erleichtert.

  • Routinen sind bewusst gestaltete Abfolgen mehrerer Handlungen, wie eine Morgenroutine mit Lesen und Teetrinken. Sie sind flexibel und können angepasst werden, etwa wenn man statt zu lesen meditiert oder Journaling betreibt.

  • Rituale haben eine tiefere emotionale oder kulturelle Bedeutung. Beispiele sind die Morgenmeditation oder das gemeinsame Teetrinken, das eine Verbindung zu persönlichen Werten oder Traditionen schafft.

Erhard erklärt: „Gewohnheiten sind oft Teile von Routinen, die sich wiederum leicht verändern lassen. Rituale hingegen sind strukturierte Handlungen mit einer symbolischen oder emotionalen Komponente.“

Durch die Integration von Gewohnheiten in Routinen und die bewusste Gestaltung von Ritualen können Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber gesunde Verhaltensweisen in den Arbeitsalltag einbinden.

Wie gesunde Gewohnheiten den Unternehmenserfolg fördern

Gesunde Gewohnheiten sind ein entscheidender Faktor für das Wohlbefinden und die Produktivität Ihrer Belegschaft. Laut Studien der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin führen Pausenausfälle zu einer schlechteren Gesundheit und verringern die Leistungsfähigkeit. Regelmäßige Pausen, die bewusst eingeplant werden, tragen hingegen dazu bei, gesundheitliche Beschwerden zu verringern, die Zufriedenheit zu steigern und Fehlzeiten zu reduzieren​​ (Quelle: BAuA).

Eine Arbeitsumgebung, die genügend Bewegung und Erholungsphasen ermöglicht, fördert nicht nur die physische Erholung, sondern verbessert auch die Work-Life-Balance. Diese Maßnahmen haben langfristig positive Auswirkungen auf die Produktivität und das allgemeine Wohlbefinden der Mitarbeitenden​. Indem Sie solche gesundheitsfördernden Maßnahmen integrieren, steigern Sie dadurch auch die Effizienz und das Engagement Ihres Teams. (Quelle: BAuA)

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Wie Unternehmen gesunde Gewohnheiten fördern können

Erhard empfiehlt das Konzept des „Nudgings“ – kleine, gezielte Impulse, die gesundes Verhalten anregen. Hier sind einige effektive Strategien:

  • Gesunde Ernährung erleichtern:

    Stellen Sie gesunde Snacks wie Obst, Gemüse oder Nüsse zur Verfügung und sorgen Sie dafür, dass ausreichend Wasser für die Mitarbeitenden verfügbar ist. Emma Erhard schlägt vor, Mineralwasser im Firmenwagen bereitzustellen und kleine Anreize zu setzen, etwa durch Sticker, die zu regelmäßigen Pausen anregen.

  • Vorbildfunktion übernehmen:

    Wenn Führungskräfte gesunde Gewohnheiten vorleben, motiviert das die Belegschaft. Erhard empfiehlt, regelmäßig kurze Pausen einzulegen und diese aktiv als Vorbild zu nutzen. Für Berufe, die körperlich herausfordernd sind, empfiehlt sich dabei eine Mischung aus Dehnübungen und gezielten Ruhephasen.

  • Arbeitsumgebung gestalten:

    Achten Sie darauf, dass Ihre Arbeitsumgebung das Einhalten gesunder Gewohnheiten erleichtert. Visuelle Hinweise wie ein kleiner Sticker im Firmenwagen können Mitarbeitende zu regelmäßigen Pausen animieren.

Praktische Ansätze für die Förderung gesunder Routinen im Betrieb

Gesunde Ernährung und psychische Unterstützung sind entscheidend für das Wohlbefinden Ihrer Mitarbeitenden. Hier einige praxisnahe Tipps, wie Sie den Gesundheitsfokus in Ihrem Unternehmen stärken können:

  • Obst und gesunde Ernährung:

    Tauschen Sie die Keksdose gegen gesunde Alternativen wie frisches Obst und Nüsse aus.

  • Wasser bereitstellen:

    Sorgen Sie dafür, dass Ihren Mitarbeitenden jederzeit Wasser zur Verfügung steht, am besten direkt am Arbeitsplatz.

  • Offene Kommunikation fördern:

    Schaffen Sie regelmäßige Gelegenheiten für ehrliche Gespräche und Feedback. Dies stärkt das Vertrauen und fördert die persönliche Entwicklung Ihrer Mitarbeitenden.

  • Gemeinsame Pausen etablieren:

    Fördern Sie Rituale wie zum Beispiel eine regelmäßige kurze Pause, in der gemeinsam mit dem Team ein Glas Wasser getrunken wird. 

Diese Maßnahmen tragen nicht nur zur individuellen Gesundheit bei, sondern fördern auch das Miteinander im Team und schaffen eine positive Arbeitsatmosphäre.

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Mythen und Fakten zur Gewohnheitsbildung

Ein weitverbreiteter Mythos lautet: Man muss es nur wirklich wollen. Studien zeigen jedoch, dass es durchschnittlich 66 Tage dauert, bis eine Gewohnheit etabliert ist – teilweise sogar deutlich länger. (Quelle: European Journal of Social Psychology).

Emma Erhard ergänzt: „Die Intention allein reicht oft nicht. Es braucht Struktur und Durchhaltevermögen. Kurzfristige Belohnungen sind oft attraktiver als langfristige Vorteile.“

 

Fünf Schritte zur nachhaltigen Gewohnheitsveränderung

Erhard schlägt fünf klare Schritte vor, um neue Gewohnheiten erfolgreich und langfristig zu etablieren. Hier am Beispiel der Einführung einer kurzen Bewegungseinheit (zum Beispiel Dehnübungen, Kniebeugen, kleiner Spaziergang) während der Mittagspause:

  • 1. Zielsetzung:

    Formulieren Sie ein konkretes Ziel, das zu Ihrem Arbeitsalltag passt. Beispiel: „Am Ende meiner Mittagspause lege ich eine kurze Bewegungseinheit ein, um meine Muskeln zu lockern und die Konzentration zu steigern.“ Das Ziel sollte realistisch, aber gleichzeitig auch herausfordernd sein.

  • 2. Mentales Kontrastieren:

    Stellen Sie sich vor, wie Sie sich nach der Bewegungseinheit fühlen werden: „Ich werde mich weniger erschöpft fühlen und kann konzentrierter weiterarbeiten.“ Überlegen Sie gleichzeitig, welche Hindernisse auftreten könnten. 

  • 3. Wenn-Dann-Pläne:

    Verknüpfen Sie die neue Gewohnheit mit bestehenden Aufgaben. Beispiel: „Wenn ich mit dem Mittagessen fertig bin, mache ich eine kurze Dehnübung und ein paar Kniebeugen.“ Das hilft, die neue Gewohnheit nahtlos in den Arbeitsalltag zu integrieren.

  • 4. Strategien gegen den inneren Schweinehund:

    Bereiten Sie Ihre Umgebung vor, damit Sie die Pause nicht vergessen. Für unser Beispiel könnten Sie eine tägliche Erinnerung auf Ihrem Handy einstellen, die Sie an die Mittagspause mit einer abschließenden Bewegungseinheit erinnert.

  • 5. Notfallpläne:

    Entwickeln Sie Alternativen, wenn es nicht ausreichend Zeit für Ihr ursprüngliches Ziel gibt. Beispiel: „Wenn ich es nicht schaffe, eine Bewegungseinheit einzulegen, dehne ich wenigstens meinen Nacken und lasse meine Schultern kreisen."

Mit diesen praktischen Schritten können Sie neue Gewohnheiten einführen, die Ihre Produktivität und Gesundheit langfristig fördern. Denkbar wäre auch, dass Sie das Etablieren einer neuen Gewohnheit gemeinsam mit Ihrer Belegschaft angehen, wenn Sie eng zusammenarbeiten.

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Am betrieblichen Gesundheitsmanagement (BGM) der IKK classic haben bereits mehrere tausend Betriebe bundesweit teilgenommen. Welche Erfolge dadurch erzielt wurden, erfahren Sie anhand einiger ausgewählter Praxisbeispiele. zu den Best Practice Videos

Fazit: Ihr Weg zu einem gesunden Unternehmen

Gesunde Gewohnheiten sind kein Selbstzweck, sondern ein wesentlicher Faktor für den langfristigen Erfolg Ihres Unternehmens. Durch kleine, strategische Anpassungen und das aktive Fördern einer gesunden Unternehmenskultur können Sie nicht nur das Wohlbefinden Ihrer Belegschaft verbessern, sondern auch den Unternehmenserfolg steigern: Arbeitgebende können ihre Mitarbeitenden unterstützen, indem sie gesunde Arbeitsumfelder schaffen und solche Veränderungen gezielt fördern. So profitieren beide Seiten von einem gesünderen und produktiveren Arbeitsalltag.

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Veröffentlicht am 19.12.2024

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