Krisen-
management im Handwerk: Tipps für den richtigen Umgang

Redaktion
IKK classic

Corona, Fachkräftemangel, Cyberattacken, Inflation – Krisen gehören zum Geschäftsleben. Daher sollten sich auch Handwerksbetriebe auf Krisen vorbereiten, um rechtzeitig reagieren zu können. Wir klären mit einer Expertin, woran Sie eine Krise im Unternehmen erkennen und wie Sie diese bewältigen können.

Welche Krisen gibt es und wie bereitet man sich als Betrieb darauf vor? Und wenn die Krise da ist: Wie sieht effektives Krisenmanagement aus? Unsere Expertin Cornelia Lindberg, Beraterin und Dozentin für Krisenkommunikation, gibt wertvolle Praxistipps zum Erkennen von Krisen und ihrer Bewältigung.

Welche Arten von Krisen gibt es?

"Crisis? What crisis?" ist ein bekannter Album-Titel der Popgruppe Supertramp. Doch spätestens seit Corona wird wohl kein Betrieb mehr die Haltung haben, dass eine Krise schon nicht eintritt. Aber wann spricht man eigentlich von einer Krise? Und welche Arten von Krisen gibt es?

Krisen können ganz unterschiedliche Ursachen haben und sich in ihren jeweiligen Auswirkungen entsprechend stark unterscheiden. Auslöser sind beispielsweise

  • technisches oder menschliches Versagen (ein Stromausfall oder ein Unfall wegen unzureichender Sicherheitsvorkehrungen beeinträchtigt die Produktion und sorgt für Verzögerungen)

  • Naturkatastrophe (Hochwasser, Brände, Stürme, Hitzewelle, Pandemie)

  • Reputationsverlust (Skandale, negative öffentliche Aufmerksamkeit oder schlechte Bewertungen erschüttern das Vertrauen der Kunden)

  • personelle Faktoren (Konflikte im Betrieb oder mit Kunden, Fachkräftemangel)

  • Krieg/Terrorismus/Kriminalität (Attentat, Sabotage, Ransomware-Attacke und Erpressung).

Ob plötzlich und unvorhersehbar eintretend (Brand, Cyberattacke, Terroranschlag), länger anhaltend (Reputationsverlust, Pandemie, Inflation), nur den Betrieb (Stromausfall, Softwareproblem) oder die ganze Branche betreffend (Fachkräftemangel) – eines ist bei nahezu allen Krisen gleich: Sie wirken sich wirtschaftlich aus.

Aktuell muss sich das Handwerk gleich mehreren Herausforderungen parallel stellen. Neben der Notwendigkeit, die Digitalisierung voranzutreiben, sind auch Fachkräftemangel und Inflation quasi Dauerthemen. "Als aktuelle Herausforderungen sehe ich beispielsweise auch die Auswirkungen der Energiekrise im letzten Winter wie steigende Preise oder Unsicherheiten bezüglich der Zuverlässigkeit und Verfügbarkeit internationaler Lieferketten.

Doch auch politische Regulierungsthemen und langwierige bürokratische Prozesse können hinderlich und herausfordernd sein", führt Lindberg an. Seit Corona gab es keine Ruhe. Eine Krise löste die andere ab. Das scheint vorerst die "neue Normalität" zu sein. Doch pessimistische Schwarzmalerei bringt nichts. Es gilt, das, was man nicht ändern kann, zu akzeptieren und zumindest einen Rest Optimismus zu kultivieren. Die gute Nachricht: Handwerkerinnen und Handwerker werden immer gebraucht.

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Wie erkennt man eine Krise im Unternehmen?

Das frühzeitige Erkennen einer Krise ist entscheidend, um schnell angemessen reagieren zu können. Anzeichen, die intern auf eine Krise hinweisen können, sind beispielsweise unerklärliche Umsatzrückgänge, häufige technische Pannen, Qualitätsprobleme oder Kundenbeschwerden, unzufriedene Mitarbeitende, eine hohe Fluktuation oder negative Schlagzeilen.

"Krisen zu erkennen ist nicht so schwer. Viel schwerer ist es, sie ohne Vertrauens- und Reputationsverlust in adäquater Zeit zu lösen. Und noch schwerer fällt es vielen, mögliche Krisen bereits im Vorfeld zu identifizieren und zu bearbeiten", erläutert Lindberg.

Was sind die Phasen des Krisenmanagements?

Die Auswirkungen einer Krise können schwerwiegend sein und in Einzelfällen sogar das Überleben des Betriebs gefährden. Professionelles Krisenmanagement hilft Unternehmen dabei, sich frühzeitig auf Krisen vorzubereiten und ihre Auswirkungen zu begrenzen. Effektives Krisenmanagement als Prozess besteht dabei aus mehreren Phasen:

  • Krisenprävention:

    In der ersten Phase gilt es zunächst, mögliche Risiken zu identifizieren, einzuschätzen und zu bewerten: Welche Gefahren drohen mit welcher Eintrittswahrscheinlichkeit? Welches Schadensausmaß ist zu erwarten? Auch das Worst-Case-Szenario wird antizipiert. Diese im Rahmen der Risikobewertung vorgenommenen Prognosen für bestimmte Krisenszenarien bieten in Zeiten knapper finanzieller Mittel eine plausible Entscheidungsgrundlage für eine risiko- und bedarfsorientierte Vorbereitung.

  • Krisenplan:

    Nachdem die Risiken identifiziert und bewertet wurden, kann mit der Vorbereitung für den Ernstfall begonnen werden. Auf Basis der Risikobewertung ist ein Krisenplan (Notfallplan) mit klaren Anweisungen für ein koordiniertes Vorgehen zu erstellen: Zuständigkeiten (Wer kümmert sich um was?), Maßnahmen und Kommunikationsstrategien sind festzulegen (ggf. in Checklisten), um im Notfall schnell und effektiv handeln zu können. Die Mitarbeitenden sollten in den Krisenplan eingewiesen und durch regelmäßige Übungen damit vertraut gemacht werden, damit sie im Krisenfall wissen, was zu tun ist.

  • Krisenbewältigung:

    Wenn eine Krise dann eintritt, ist rasches, entschlossenes und (krisen)planmäßiges Handeln erforderlich. Der Betrieb muss weiterlaufen und die Auswirkungen sind möglichst gering zu halten. Doch was in der Theorie ganz naheliegend ist, kann in der Praxis oft Probleme bereiten, denn am Anfang größerer Krisen herrscht oft erstmal Chaos. Der Stress ist groß, Ängste und Verwirrung vielleicht auch. Verantwortlichkeiten, Ausmaß des Schadens und verbleibender Handlungsspielraum sind zunächst unklar, Lösungsversuche meist spontan und unkoordiniert. Dadurch entsteht eine Eigendynamik, die die Situation noch verschärfen kann, wenn niemand die Maßnahmen organisiert.

  • Krisenkommunikation:

    Kommunikation in der Krise ist eine besondere Herausforderung – sowohl intern als auch extern. Es gilt, Gerüchte zu vermeiden, das Vertrauen der Kundschaft zu erhalten und in der Öffentlichkeit möglichst souverän aufzutreten. Und so sind die Grundsätze der Krisenkommunikation zu beherzigen: schnell (aktiv, frühzeitig), wahr (sachlich, transparent), verständlich (kurz, einfach, unkompliziert, bildhaft) und konsistent (einheitlich, koordiniert, kontinuierlich).

  • Nachbereitung:

    Nach Bewältigung der direkten Auswirkungen der Krise beginnt die schrittweise Rückkehr zum normalen Betrieb. Dies ist der Zeitpunkt, die zurückliegende Krise zu bewerten: Was hat funktioniert, was nicht? Was kann in Zukunft verbessert werden? Diese Phase ist entscheidend, um aus der Krise zu lernen und die Vorbereitung für zukünftige Krisen zu optimieren.

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Checkliste: Praxistipps zum Krisenmanagement im Handwerk

Unsere Expertin Cornelia Lindberg hat einige Tipps, die Handwerksbetriebe bei der Umsetzung eines effektiven Krisenmanagements berücksichtigen sollten.

Der „W-Fragenkatalog“ kann bei der ersten Bestandsaufnahme helfen, um geeignete Vorgehensweisen abzuleiten:

  • Was ist passiert? Zahlen, Daten, Fakten sammeln.

  • Warum ist das passiert? Ursachenforschung betreiben.

  • Wer ist involviert?

  • Welche Informationen sind bereits öffentlich?

  • Wer muss informiert werden?

  • Was soll und kann kommuniziert werden?

  • Wer spricht? Pressesprecher, Unternehmensführung oder andere?

  • Wie ist das weitere Vorgehen?

Authentische Kommunikation:

Neben der Problemlösung darf die Kommunikationsstrategie nicht vernachlässigt werden. Authentisch und transparent sollte sie sein. Die sog. „Salami-Taktik“ im Sinne einer Kommunikation, die nur scheibchenweise erfolgt, richtet in den meisten Fällen mehr Schaden an.

"Kein Kommentar" ist keine gute Option: Es kann Situationen geben, in denen man sich nicht äußern darf (z. B. aus juristischen Gründen). Allerdings überlässt man dann anderen Kommunikatoren – und im Zweifel der Gegenseite – das Spielfeld. Die Öffentlichkeit bildet sich meist zu Beginn eine Meinung und ist dann nur schwer wieder vom Gegenteil zu überzeugen. Schweigen wird häufig als Schuldeingeständnis gesehen.

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Unterstützung und Förderung in Krisensituationen

In akuten Krisensituationen können sich Handwerksbetriebe Unterstützung suchen. Behörden, Branchenverbände und Handwerkskammern bieten oft Hilfe für Ernstfälle an. Fördern Sie möglichst schon im Vorfeld gute Beziehungen zu den Medien, um eine positive Berichterstattung in Krisenzeiten zu fördern. "Fürsprecher und Experten nach vorn", rät Claudia Lindberg.

"Steht ein Unternehmen in der Kritik, muss immer auch an der eigenen Glaubwürdigkeit gearbeitet werden. Hilfreich sind dabei im Vorfeld identifizierte Personen, Institutionen oder Partner, die die eigene Position flankierend unterstützen können und als weitere Ansprechpartner und Quellen zur Verfügung stehen. Sie können ein wertvolles Gegengewicht in der öffentlichen Debatte sein." Und wenn es gravierend ist oder schnell gehen muss? "Dann ist die Einbeziehung externer Expertinnen oder einer Agentur für Krisenkommunikation eine gute Wahl", sagt Lindberg.

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Veröffentlicht am 29.11.2023

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