Aufschieben ist keine Lösung: Vorsorgeuntersuchungen können Leben retten

Redaktion
Kevin Schuon

Eine Diagnose wie Krebs, Demenz oder Diabetes ist furchteinflößend. Vorsorgeuntersuchungen deshalb zu meiden, ist allerdings keine gute Idee, denn bei Erkrankungen gilt: Je früher sie erkannt werden, desto besser kann man sie bekämpfen. Anders herum kann es sehr befreiend sein, nach einem ärztlichen Check-up zu wissen, dass alles in Ordnung ist.

“Eigentlich sollte ich mich mal wieder ordentlich durchchecken lassen. Ständig diese Kopfschmerzen, die ohne ersichtlichen Grund auftauchen, oder diese Magenprobleme. Doch was, wenn die Ärztin oder der Arzt wirklich etwas findet?” Diese Angst vor der Diagnose ist alles andere als selten. Rund ein Drittel der Menschen geht Informationen zu ihrer eigenen Gesundheit aus dem Weg. Sie wollen schlichtweg nicht wissen, ob sie ein gesundheitliches Problem haben. Deshalb werden Arztbesuche hinausgezögert oder gar nicht erst wahrgenommen. Medizinische Tests werden gemieden oder die Ergebnisse ignoriert und Aufklärungsmaterialien links liegengelassen. Das zeigt eine Auswertung des Max-Planck-Instituts.

Ein Forschungsteam analysierte Daten aus weltweit 92 Studien mit insgesamt knapp 565.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus 25 Ländern inklusive Deutschland. Die Studien umfassen unter anderem die Diagnosen Alzheimer, Huntington, HIV, Krebs und Diabetes.

Krebsvorsorge für Männer

Abhängig vom Alter empfehlen Ärzte unterschiedliche Vorsorgeuntersuchungen zur Krebsfrüherkennung.

Angst vor Vorsorgeuntersuchungen: Was sind die Ursachen?

Die Augen vor schweren Krankheiten zu verschließen, ist keineswegs ungewöhnlich. „Eine Möglichkeit ist, dass Menschen sich ganz bewusst zu gewolltem Nichtwissen entscheiden. Das ist ein Phänomen, das wir bereits aus anderen Lebenskontexten kennen und das ganz vielfältige Gründe haben kann“, sagt Ralph Hertwig, Direktor am Max-Planck-Institut und Mitautor der Studie.

Auch die Gründe dafür, hat das Forscherteam untersucht. Die häufigsten Ursachen, weshalb Menschen lieber nichts über schwere Erkrankungen wissen möchten, sind:

  • Kognitive Überforderung: Eine schwere Erkrankung wie Krebs kann komplex und aufreibend sein.

  • Das Gefühl der Hilflosigkeit: der Eindruck, die Gesundheit nicht selbst in die Hand nehmen zu können.

  • Angst vor Stigmatisierung: beispielsweise bei einem positiven HIV-Test.

  • Mangelndes Vertrauen: Viele Menschen glauben nicht daran, dass die moderne Medizin sie heilen kann.

Psychologinnen und Psychologen haben zudem weitere zentrale Gründe erkannt:

  • Unwissenheit: Ohne ausreichende Gesundheitskompetenz können viele Menschen die Risiken, die mit vielen Krankheiten verbunden sind, nicht einschätzen.

  • Angst: Es gilt das Motto: „Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß.“

Gesundheits-Check-up

Männer und Frauen ab 35 Jahren haben jedes dritte Jahr Anspruch auf eine ärztliche Gesundheitsuntersuchung.

Warum Vorsorgeuntersuchungen so wichtig sind

Es ist bei vielen schweren Krankheiten wichtig, sie frühzeitig zu erkennen. Denn dann sind die Heilungschancen oft sehr viel höher als in späteren Stadien.

Früherkennung heißt, den Krebs nicht erst dann zu erkennen, wenn er schon nicht mehr heilbar ist

Prof. Dr. med. Axel S. Merseburger

Direktor der Klinik für Urologie, Uniklinik Schleswig-Holstein

Als Beispiel nennt Prof. Dr. med. Axel S. Merseburger das Prostatakarzinom. „Wird es in frühen Stadien erkannt, bestehen gute Heilungschancen.“ Häufig spüren Betroffene jedoch erst, dass etwas nicht stimmt, wenn es schon zu spät ist. Deshalb ist es wichtig, sich ab einem bestimmten Alter regelmäßig vorsorglich checken zu lassen.

Das gilt auch für viele der anderen häufigsten Krebsarten:

Krebsvorsorge für Frauen

Frauen ab 20 Jahren haben jährlich Anspruch auf eine kostenlose Untersuchung beim Frauenarzt.

Angst vor der Vorsorgeuntersuchung: So gehen Sie damit um

Optimistische Denkweise

Um die Angst vor Vorsorgeuntersuchungen zu nehmen, braucht es laut Psychologin Prof. Dr. Beate Wimmer-Puchinger positive Botschaften: „Wir müssen in der Gesundheitsförderung immer im Positiven ansetzen. Wir brauchen Gedanken, die die Angst ausbremsen und positive Botschaften vermitteln.“

Wenn Sie das nächste Mal überlegen, ob Sie zu einer Vorsorgeuntersuchung gehen sollen, sollten Sie sich also nicht mit den möglichen Konsequenzen auseinandersetzen. Stellen Sie sich stattdessen folgende Fragen:

  • Was habe ich davon?
  • Was kann ich mir möglicherweise ersparen?
  • Was kann ich tun, um meine Gesundheit zu verbessern?

Unterstützung von außen

Zudem ist es wichtig zu wissen, dass Sie bei einer Diagnose nicht allein sind. Vielen Menschen hilft es, mit Anderen über ihre Ängste und Probleme zu reden. Freunde und Familie stehen Ihnen zur Seite. Zudem gibt es viele professionelle Anlaufstellen, die Hilfestellungen bieten. Auch viele Apps, wie die Fimo Health App, und andere Services sind eine gute Stütze.

Unwissenheit entgegenwirken

Für die meisten Krankheiten gibt es inzwischen sehr gute und vielfältige Behandlungsmöglichkeiten. Um die Angst vor der Hilflosigkeit zu überwinden, hilft es, sich darüber zu informieren. Denn Unwissenheit ist einer der größten Treiber von Ängsten.

Im Zweifel gilt: Vorsicht ist besser als Nachsicht

Auch, wenn viele Vorsorgeuntersuchungen unangenehm sein können: Es ist immer besser, einfach hinzugehen. Dann werden Sie sehen, dass es oft gar nicht so schlimm ist. Zudem: Noch besser als Probleme beiseitezuschieben, ist zu wissen, dass Sie gesund sind und sich keine Sorgen machen müssen.

So können Sie jeden Tag in Ihre langfristige Gesundheit investieren. Dafür braucht es nicht viel: Ausgewogen essen, Sport treiben, auf Suchtmittel verzichten und die innere Balance halten. Wer einen gesunden Lebensstil praktiziert, fühlt sich besser und beugt schweren Krankheiten wie Diabetes, Krebs oder Herzleiden vor. Natürlich gibt es keine Garantie, niemals krank zu werden. Aber Sie können viel dafür tun, dass Ihr Körper und Geist stark bleiben – und das ist ein gutes Gefühl.

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Kevin Schuon

Veröffentlicht am 03.11.2025

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