Brustkrebs: Warum die Früherkennung so wichtig ist

Redaktion
IKK classic

Brustkrebs ist weltweit die häufigste Krebserkrankung bei Frauen und auch die häufigste krebsbedingte Todesursache. Je früher der Krebs erkannt und die Behandlung eingeleitet werden kann, desto besser sind die Heilungschancen. Wir klären mit einem Experten, welche Früherkennungsmaßnahmen es gibt, wie Sie Ihre Brust selbst abtasten und wie oft Sie zur Vorsorge gehen sollten.

Es wäre eine ideale Welt, in der das Auftreten von Krebserkrankungen vorab verhindert werden könnte und es gar nicht erst zur Diagnose kommen würde. Leider ist dies in der heutigen Medizin noch nicht möglich. Um dem Krebs trotzdem immer einen Schritt voraus zu sein, wurden Methoden entwickelt, die Frauen die Möglichkeit geben sollen, zumindest so früh wie möglich herauszufinden, ob sie betroffen sein könnten, um rechtzeitig einzuschreiten.

Aus diesem Grund hat jede Frau zwischen 50 und 69 Jahren in Deutschland Anspruch auf eine zweijährliche Mammografie-Untersuchung. Diese Röntgenaufnahme des Brustgewebes ist die beste Methode zur Früherkennung von Brustkrebs. Am 1. Juli 2024 wurde der Anspruch erweitert: Von nun an können Frauen bis zum 75. Lebensjahr kostenfrei an diesem Screening-Programm teilnehmen.

Weiterführende Informationen und wie dieser Anspruch jetzt wahrgenommen werden kann, finden Sie auf der Website der Kooperationsgemeinschaft Mammographie-Screening (KoopG) oder der Informationsseite des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA). Der G-BA ist das oberste Beschlussgremium, das im Auftrag des Gesetzgebers sicherstellt, dass medizinische Leistungen auf möglichst guten wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhen.

Warum Brustkrebsvorsorge so wichtig ist

Erbliche Veranlagung, zunehmendes Alter, ein spätes Einsetzen der Menopause – all dies sind nicht beeinflussbare Risikofaktoren für das Auftreten von Brustkrebs. Dieser Fakt kann für Betroffene sehr frustrierend sein, denn die Zahl der Betroffenen ist hoch: Etwa jede achte Frau erkrankt im Laufe ihres Lebens einmal am Mammakarzinom. Doch je früher ein Tumor erkannt wird, desto besser sind die Heilungschancen. Um der Frustration und dem Risiko den Kampf anzusagen, wird schon seit Jahrzehnten intensiv an der Brustkrebsfrüherkennung geforscht – mit Erfolg.

„Durch die Früherkennungsmaßnahmen hat sich in den letzten Jahrzehnten unglaublich viel getan“, bestätigt Dr. Felix Heindl, Gynäkologe und Oberarzt am Brustzentrum der Uniklinik Erlangen. „Es gibt viele unterschiedliche Brustkrebsarten und im Zweifel können diese schon gefährlich sein, wenn sie noch sehr klein sind, weil sie zum Beispiel aggressiv und schnell wachsen. Durch die Vorsorgeuntersuchungen werden sie in kleineren Stadien erkannt und sind dann deutlich besser behandelbar.“

In den frühen Stadien, wenn der Krebs noch nicht in andere Organe gestreut hat, also noch keine Metastasierung stattgefunden hat, gehört das Mammakarzinom heute zu den gut heilbaren Tumoren: Die Fünf-Jahres-Überlebensrate liegt bei über 87 Prozent. „Dementsprechend empfehlen wir auch eine Früherkennung“, sagt Dr. Heindl. „Gerade für die Alterszeiträume, in denen das Mammografie-Screening-Programm angeboten wird, haben wir mittlerweile wirklich sehr gute Daten, dass es effektiv ist und das Überleben ganz klar verbessert.“

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Ob Vorsorge, Therapie oder unterstützende Angebote: Bei einer Krebserkrankung sind wir mit den unterschiedlichsten Angeboten an Ihrer Seite.

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Altersgrenzen und Möglichkeiten der Brustkrebsvorsorge

Das Brustdrüsengewebe kann sehr dicht sein und durch den netzartigen Aufbau des Milchdrüsengewebes ist es von sich aus knotig veranlagt. Daher ist es nicht immer einfach, einen verdächtigen Knoten durch reines Abtasten von normalem Drüsengewebe zu unterscheiden. Somit ist es wichtig, ab einem bestimmten Alter regelmäßig bildgebende Vorsorgeuntersuchungen wahrzunehmen. Die Kosten für die altersentsprechenden Untersuchungen werden von der IKK classic übernommen.

Ab 30 Jahren – Tastuntersuchung
Viele Mammakarzinome fallen als Verhärtungen im Gewebe auf. Ab dem 30. Lebensjahr ist daher in der jährlichen gynäkologischen Vorsorge eine Tastuntersuchung der Brust und Lymphknoten der Achselhöhle enthalten. Doch oft wird der Knoten als erstes durch die Patientin selbst bemerkt. Weiter unten finden Sie eine Anleitung, wie Sie Ihre Brust einfach selbst untersuchen können und auf welche Warnzeichen Sie achten sollten.


50 bis 75 Jahre – Mammographie
Nicht jeder Tumor ist tastbar. „Alles unter einem Zentimeter kann schwierig bis unmöglich zu tasten sein“, sagt Dr. Heindl. „Oder betrachten wir zum Beispiel eine Vorstufe des Brustkrebses, das sogenannte DCIS (duktales Carcinoma in situ). Es wächst häufig, ohne einen richtigen Knoten zu bilden und Sie haben kaum eine Chance, es zu tasten, auch im Verlauf nicht. Es hat aber klassischerweise Verkalkungen, und diese kann man in der Mammografie am besten erkennen.“ Gerade in den kleinen oder frühen Stadien mit hoher Chance auf Heilung kann die Mammografie also Aufschluss geben. Oft wird ergänzend eine Gewebeprobe (Biopsie) entnommen.

Aber warum erst ab 50? Sofern keine erbliche Veranlagung vorliegt, tritt das Mammakarzinom meist erst nach dem 50. Lebensjahr auf. Frauen mit erblicher Veranlagung haben gegebenenfalls schon früher Anspruch auf die Mammografie.


Ergänzende Diagnostik: Sonographie (Ultraschall)
Als alleinige Vorsorgeuntersuchung ist die Sonographie nicht treffsicher genug. „Diese Untersuchung kann weiterführend oder beispielsweise bei Schmerzen hinzugezogen werden“, sagt Dr. Heindl. Im Ultraschall lassen sich beispielsweise mit Flüssigkeit gefüllte Zysten gut sichtbar machen. So kann schnell festgestellt werden, ob ein verdächtiger Tastbefund eine gutartige Zyste ist.

Mammografie: Nutzen und Risiken des Screenings

Das Mammografie-Screening-Programm kann einen Brusttumor zwar nicht verhindern, aber solche herausfiltern, die sonst zu spät erkannt worden wären – dies kann von 1.000 untersuchten Frauen sechs vor dem Tod durch Brustkrebs bewahren. In der Masse betrifft dies viele Leben. Auch können langjährige Krebstherapien vermieden werden und dadurch Lebensqualität erhalten bleiben. Im Frühstadium kann eine operative Tumorentfernung oft brusterhaltend stattfinden. Wird der Tumor hingegen zu spät erkannt, kann es sein, dass die Brust im Ganzen entfernt werden muss.

Bei einem flächendeckenden Screening werden aber immer auch Krebsformen gefunden, die möglicherweise nie zum Problem geworden wären, sogenannte Überdiagnosen. Es handelt sich um Tumore, die langsam wachsen und sonst zu Lebzeiten nie aufgefallen wären. Überdiagnosen können dann Eingriffe und Behandlungen zur Folge haben, die die betroffene Frau einer körperlichen und psychischen Belastung aussetzen, die in ihrem Fall nicht nötig gewesen wäre.

Diese Abwägung muss individuell getroffen werden und jede Patientin hat das Recht auf eine persönliche Aufklärung durch eine Ärztin oder einen Arzt. Trotzdem wird die Mammografie ausdrücklich von Spezialisten empfohlen. „Leider wird die Untersuchung noch von viel zu wenigen Frauen wahrgenommen“, sagt Dr. Heindl. Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) hat nun eine Entscheidungshilfe zu Verfügung gestellt, die explizit auf Sorgen und Ängste eingeht und über Vor- und Nachteile aufklärt.

Zweitbefund nach Mammografie (QuoMaDi)

Eine frühe und sichere Diagnostik erhöht die Heilungschancen signifikant. Wir unterstützen IKK classic-versicherte Frauen, deren Mammografie einen auffälligen Befund zeigt, daher mit einer qualitätsgesicherten Mamma-Diagnostik (QuaMaDi). So sieht die Behandlung aus

Was sind die Risikofaktoren für Brustkrebs?

Was schlussendlich einen Tumor genau entstehen lässt, ist wie bei vielen Krebsarten nicht vollständig geklärt – sicher sind jedoch verschiedene Einflussfaktoren, die das Risiko erhöhen. Einige lassen sich durch Lebensstilanpassungen vermeiden, viele liegen jedoch außerhalb unseres Einflusses. Hervorzuheben sind:

  • Höheres Lebensalter

  • Langer hormonell aktiver Zeitraum = Lebensjahre, in denen Eisprung und Menstruation stattfinden

  • Hormonbehandlung in den Wechseljahren

  • Erbliche Veranlagung: Mehrere Fälle von Brust- und/oder Eierstockkrebs in der Familie, vor allem in jungen Jahren können auf ein erbliches Risiko hinweisen

  • Adipositas und fettreiche Ernährung

  • Konsum schädlicher Substanzen wie Alkohol und Nikotin

Was gilt für Frauen mit erblicher Vorbelastung?

Tatsächlich sind nur fünf bis zehn Prozent der Mammakarzinome erblich bedingt. „Hier gibt es sehr unterschiedliche Risikosituationen“, erklärt Dr. Heindl. Doch liegt eine Veränderung in einem Hochrisiko-Gen wie zum Beispiel BRCA1 oder 2 vor, steigt das Risiko an Brustkrebs zu erkranken auf bis zu 70 Prozent. „Eine Früherkennung für die Brust läuft dann klassischerweise über spezialisierte Zentren“, sagt der Experte.

Demnach ist es wichtig, dass Familien, in denen Brust- und Eierstockkrebserkrankungen gehäuft auftreten, sich auf ein verändertes Erbgut testen lassen. Sie erhalten eine genetische Beratung und individuell engmaschigere Kontrolluntersuchungen. Empfohlen wird, fünf Jahre vor dem frühesten Erkrankungsalter der betroffenen Angehörigen mit den intensivierten Früherkennungsprogrammen zu beginnen.

Risikofeststellung von Brustkrebs

Frauen mit einer Veränderung in den Genen haben im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung ein erhöhtes Risiko, an Brustkrebs zu erkranken. Ihnen bieten wir ein spezielles Früherkennungsprogramm. Zur Risikofeststellung Eierstockkrebs

Selbstuntersuchung der Brust – Schritt für Schritt

Die Tastuntersuchung wird von einer Frauenärztin oder Frauenarzt bei jeder Krebsvorsorge durchgeführt, kann aber auch zuhause selbst vorgenommen werden, bestenfalls einmal im Monat. Nutzen Sie die folgenden Illustrationen als grobe Hilfestellung. Ihre Frauenärztin oder Ihr Frauenarzt kann Ihnen praktische Hinweise geben. Ebenso können Sie einen MammaCare-Kurs besuchen –die IKK classic bezuschusst das Erlernen der Methode.

Die vier Quadranten der Brust

Die weibliche Brust kann in vier Quadranten, sowie den Warzenhof unterteilt werden. Mammakarzinome treten am häufigsten (in über 50 Prozent der Fälle!) im oberen äußeren Quadranten auf. Tastet man einen Knoten, nutzt man die Uhr zur Beschreibung der Lokalisation und spricht beispielsweise von einem Tastbefund oben innen bei 11:00 Uhr.

Illustration von Brüsten beim Stehen

Schritt 1: Betrachten der Brust

Stellen Sie sich vor einen Spiegel, lassen Sie die Arme locker an der Seite herunterhängen und betrachten Sie Ihre Brüste. Stellen Sie sich folgende Fragen:

 

  • Hat sich die Form, Größe und Lage der Brust verändert?

  • Hat sich die Farbe oder Form der Brustwarze verändert?

  • Sehen Sie Einziehungen, Hautfalten oder Unebenheiten auf der Haut, die zuvor nicht da waren?

Schritt 2: Abtasten der Brust

Legen Sie im Stehen eine Hand an den Hinterkopf. Tasten Sie dann mit den Zeige-, Mittel- und Ringfinger der anderen Hand die Brust mit unterschiedlichen Druckstärken ab: zuerst zart und oberflächlich, dann mit deutlicherem Druck, um die tieferen Schichten des Gewebes zu erfühlen.

Damit alle Bereiche erfasst werden, sollte man systematisch vorgehen: Zum Beispiel kreisförmig, dem Uhrzeigersinn folgend. Beginnen Sie oben innen und wandern Sie mit kleiner werdenden, kreisförmigen Bewegungen von außen nach innen in Richtung Brustwarze. Wiederholen Sie dieses Vorgehen für jeden der 4 Quadranten: unten innen, unten außen und schließlich oben außen.

Illustration vom Abtasten der Brüste
Illustration über das Abtasten des Warzenhofs

Schritt 3: Abtasten des Warzenhofs

Zuletzt tasten Sie Brustwarze und Warzenhof ab. Drücken Sie die Brustwarze leicht zusammen. Tritt Flüssigkeit oder farbige Absonderungen aus, sollten Sie eine Frauenärztin oder Frauenarzt aufsuchen.

Schritt 4: Untersuchung der Achselhöhlen

Es ist sehr wichtig, die Achseln bei der Tastuntersuchung nicht zu vergessen. Der Abfluss der Lymphflüssigkeit findet bei der Brust über die Lymphknoten in den Achselhöhlen statt. Fällt ein angeschwollener oder verhärteter Lymphknoten in der Achsel auf, sollten Sie dies unbedingt von einer Gynäkologin oder einem Gynäkologen abklären lassen.

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Veröffentlicht am 26.07.2024

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