Willst du nach abgeschlossener Ausbildung Karriere machen, hast du unzählige Möglichkeiten: Du kannst dich von deinem Ausbildungsbetrieb übernehmen lassen und dort deine nächsten Schritte machen. Oder du wechselst in einen anderen Betrieb. Du hast die Möglichkeit, Meister zu werden – du kannst aber auch studieren, um den Titel Bachelor oder Master zu ergattern.
Nach der Ausbildung studieren – oder doch den Meister machen?
Geschafft: Endlich hältst du dein Ausbildungszeugnis in den Händen. Aber wie soll es jetzt weitergehen? Muss es unbedingt ein Studium sein, um beruflich voranzukommen oder gibt es andere Optionen? Wir geben Tipps für deine weitere Karriere.
- Übernahme oder Betriebswechsel?
- Kleine Auszeit
- Meister oder Studium?
- Fortbildungsabschlüsse: Meister, Techniker, Betriebs- und Fachwirt
- Voraussetzungen und Bestandteile der Meisterprüfung
- Dauer, Kosten und Meister-BAföG
- Studieren nach der Ausbildung: Ein anderer Karriereweg
- Voraussetzungen für ein Studium nach der Ausbildung
- Meister oder Master? Eine individuelle Entscheidung
Übernahme oder Betriebswechsel?
Möchte dich dein Ausbildungsbetrieb übernehmen, musst du dich entscheiden, ob du dort bleiben oder in einem anderen Betrieb einen Neuanfang wagen willst. Hierüber sollte gründlich nachgedacht werden, rät Gerd Kistenfeger, Pressesprecher bei der Handwerkskammer (HWK) Region Stuttgart: „Die Entscheidung für eine Ausbildung und somit für einen Beruf und auch den Ausbildungsbetrieb trifft man im Normalfall nach einer genauen Abwägung aller Komponenten – es muss einfach passen.“
Nur so könne der Beginn einer soliden beruflichen Karriere eingeleitet werden. „Nicht selten arbeiten ja viele Handwerkerinnen und Handwerker lange Zeit im gleichen Betrieb, weil sie dort eine berufliche Heimat, ein prima Team und ideale Perspektiven gefunden haben“, sagt Gerd Kistenfeger.
Wirst du übernommen, bekommst du ein festes, höheres Gehalt und vermeidest es, in die Arbeitslosigkeit abzurutschen. Auch in deinem Lebenslauf macht eine Übernahme einen guten Eindruck. Denn so sieht dein zukünftiger Arbeitgeber, dass du in der Berufsausbildung einen guten Job gemacht hast und einem Unternehmen über einen längeren Zeitraum die Treue gehalten hast. Die Berufserfahrung, die du von Tag eins nach deiner Ausbildung als Fachkraft sammelst, ist ein zusätzlicher Pluspunkt für zukünftige Bewerbungen.
Locken hingegen anderweitig neue Handlungsfelder, macht ein Neuanfang in einem anderen Betrieb Sinn. Das können andere Aufgaben, andere Menschen, andere Kundinnen und Kunden oder auch andere Länder sein. Aber natürlich spielen auch Faktoren wie Gehalt, Arbeitszeiten, Weiterbildungsmöglichkeiten oder Entwicklungschancen große Rollen. Die Entscheidung muss jeder für sich treffen, fügt Kistenfeger hinzu. „Wichtig ist, rechtzeitig mit dem Ausbildungsbetrieb über eine Übernahme und die eigene Perspektive zu sprechen.“
Kleine Auszeit
Auch außergewöhnliche Erfahrungen können bereichernd sein und deinen Lebenslauf aufhübschen. Dazu gehört zum Beispiel ein Auslandspraktikum. Im Handwerk spielt dabei das Erasmus-Programm oder „Go for Europe“ eine große Rolle. Dabei kannst du eine neue Sprache lernen und deine interkulturelle Kompetenz, die in vielen Unternehmen gebraucht wird, verbessern.
Ein solches Praktikum ist ideal, um die Zeit zwischen zwei Anstellungsverhältnissen sinnvoll zu nutzen oder um sich beruflich neu zu orientieren. Viele junge Menschen entscheiden sich nach der Ausbildung auch für ein freiwilliges soziales Jahr (FSJ). In dieser Zeit kannst du ehrenamtlich für einen Verein oder eine Organisation arbeiten. Dabei lernst du nicht nur fürs Leben, sondern kannst auch zukünftige Arbeitgeber mit deinem sozialen Engagement beeindrucken.
Bist du direkt nach der Ausbildung arbeitslos, dann bewirb dich bei anderen Unternehmen und nutze gleichzeitig die freite Zeit, um Erfahrungen abseits deines erlernten Berufs zu sammeln.
Meister oder Studium?
Berufliche und akademische Bildung sind gleichwertig, heißt es laut Deutschem Qualifikationsrahmen, kurz DQR. Dieser legt acht Niveaus fest, in welche die verschiedenen Bildungsbereiche eingeordnet werden. Sowohl Bachelor als auch Meister werden demnach Niveau 6 zugeordnet – sind also gleichgestellt.
Trotzdem gibt es Unterschiede: nicht nur zwischen den Abschlüssen, sondern auch zwischen den einzelnen Berufen. Auch auf den Betrieb kommt es an. In manchen Berufen haben Akademikerinnen und Akademiker bessere Chancen, in anderen Fällen wiederum ist der Meister den Firmen mehr wert. In manchen Fällen verdienen Meister sogar mehr als Akademiker.
Fortbildungsabschlüsse: Meister, Techniker, Betriebs- und Fachwirt
Wer seine Berufsausbildung abgeschlossen hat und sich gegen die akademische Laufbahn entscheidet, kann sich weiterbilden. Hier gibt es eine Bandbreite an Möglichkeiten. Wer eine handwerkliche Ausbildung abgeschlossen hat, kann zwischen Gesellen- und Meister-Status verschiedene Fortbildungen absolvieren. Damit kannst du dann zum Beispiel als Produktions-, Fachbereichsleiter oder Servicetechniker arbeiten.
Wer Spaß daran hat, Wissen an andere weiterzugeben, kann die Ausbildereignungsprüfung absolvieren und die Ausbildung junger Kolleginnen und Kollegen begleiten. Wer den Meister in der Tasche hat, darf ebenfalls ausbilden.
Generell sind mit dem Meisterbrief als "Diplom des Handwerks" deine Chancen gut, in führende Positionen zu gelangen. Außerdem kannst du dich damit selbstständig machen und deinen eigenen Betrieb gründen. Und nach dem Meister kannst du noch einen draufsetzen und Betriebswirt werden – dieser ist dann laut DQR auf der gleichen Ebene wie ein Master. Darüber gibt es also nur noch die Promotion.
Ein Fachwirt oder staatlich geprüfter Techniker wiederum befindet sich auf der gleichen Ebene wie ein Handwerksmeister – als Basis gilt hier allerdings eine kaufmännische Ausbildung oder kaufmännische Fortbildung nach einer Handwerksausbildung. Hast du den in der Tasche, kannst du dich ebenfalls zum Betriebswirt prüfen lassen.
Handwerks-Experte Gerd Kistenfeger rät: „Eine Weiterbildungsberatung durch die Expertinnen und Experten der Handwerkskammer unterstützt bei der Weichenstellung.“ Und zwar in jedem Fall.
Voraussetzungen und Bestandteile der Meisterprüfung
Doch wie wird man Meister? Welche Voraussetzungen musst du erfüllen und was ist alles auf dem Weg zum begehrten Brief zu tun? Zunächst musst du die Gesellenprüfung bestanden haben – und theoretisch kannst du direkt im Anschluss die Meister-Fortbildung beginnen. Du musst sie nur im gleichen Fachbereich durchführen. Für einen fachfremden Meister brauchst du drei bis vier Jahre Berufserfahrung.
Es gibt vier Teile zu absolvieren, den Abschluss bildet jeweils eine Prüfung: ein praktischer, ein fachtheoretischer, ein betriebswirtschaftlich-rechtlicher und ein berufspädagogischer Teil. Am Ende hast du das nötige Handwerkszeug gelernt, um eine Führungsposition zu übernehmen: von Mitarbeiterführung über Ausbildung bis hin zur Firmenführung.
Dauer, Kosten und Meister-BAföG
Und wie lange dauert das? Das kommt darauf an. Absolvierst du die Weiterbildung in Teilzeit, also meist Freitagnachmittag und Samstag, brauchst du im Schnitt etwa zwei, aber maximal dreieinhalb Jahre Zeit. In Vollzeit bist du durchschnittlich in einem, maximal in zwei Jahren fertig. Je nach Schule und Ausbildung kannst du aber auch schneller fertig sein: Das erzählt dir zum Beispiel die angehende Schreinermeisterin Johanna in Podcast-Folge Nummer 7. Friseurmeisterinnen und -meister können in Vollzeit auch nach drei bis sechs Monaten den Meisterbrief in den Händen halten. Genauere Informationen für deinen Fachbereich findest du bei deiner Handwerkskammer.
Das Ganze kostet auch Geld – die Preise schwanken je nach Beruf und Meisterschule. Zwischen 3.000 und 9.000 Euro für die Weiterbildung ist alles möglich. Dazu kommen Prüfungsgebühren für jeden Teil – hier musst du insgesamt zusätzlich rund 900 bis 1.000 Euro für die Handwerkskammer einkalkulieren.
Mit dem Aufstiegs-BAföG – auch Meister-BAföG genannt – können diese Kosten unabhängig von Einkommen und Vermögen finanziert werden. Seit dem 1. August 2020 gibt es die Hälfte der Förderung als Zuschuss, den du nicht zurückzahlen musst. Auch bei den Unterhaltskosten kannst du über das Aufstiegs-BAföG finanzielle Hilfe beantragen.
Wie hoch die Förderung ausfallen kann, erfährst du über den Förderrechner auf der Website des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Den Antrag stellst du beim Amt für Ausbildungsförderung – im Prinzip gilt hier in Sachen Vermögen und Freibeträge das Gleiche wie beim BAföG. Der Teil, den du zurückzahlen musst, wird von der Bank KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau) verliehen. Möchtest du dich zu finanziellen Hilfen während der Ausbildung informieren, findest du hier nützliche Tipps.
Studieren nach der Ausbildung: Ein anderer Karriereweg
Hast du deine Ausbildung abgeschlossen und möchtest studieren, stehen dir ebenfalls viele Türen offen. Beim Gehalt verdienen Akademiker einer Studie zufolge im Schnitt mehr als Personen mit Fortbildungsabschluss, allerdings gibt es je nach Beruf und Branche große Unterschiede. Gegenüber Bachelor-Absolventen hast du auf dem Fortbildungsweg kaum Nachteile beim Gehalt. Erst im Vergleich zum Masterabschluss werden die Unterschiede größer.
Das liegt auch daran, dass Masterabsolventen öfter höchste Führungspositionen bekleiden. Während Akademiker eher in der Unternehmensführung, Forschung und Entwicklung sowie im Marketing arbeiten, kommen Fortbildungsabsolventen eher im Vertrieb, in der Kundenbetreuung oder der Produktionssteuerung zum Einsatz. Sie leiten meist kleinere Teams in kleinen und mittleren Unternehmen, während Akademiker eher Spitzenpositionen in großen Firmen anstreben.
Voraussetzungen für ein Studium nach der Ausbildung
Wer Abitur gemacht hat, kann natürlich nach abgeschlossener Ausbildung an einer Universität oder Fachhochschule studieren. Absolventen ohne die allgemeine Fachholschulreife können trotzdem studieren – hier kommt es auf die Regelungen der Bundesländer und Hochschulen an.
Mit einem Meistertitel oder gleichwertigem Abschluss kannst du dich für Studiengänge bewerben, in manchen Bundesländern steht allerdings vorher noch ein Beratungsgespräch an. Hast du den Meisterbrief noch nicht in der Tasche, aber nach deiner Ausbildung zwei bis drei Jahre Berufserfahrung gesammelt, kannst du dich auf einen fachverwandten Studiengang bewerben. Manche Hochschulen verlangen allerdings zusätzlich eine Eignungsprüfung.
Bei der Finanzierung des Studiums kannst du dir beim Amt für Ausbildungsförderung helfen lassen. Hier gibt es BAföG, das du sogar elternunabhängig bekommen kannst – sofern du entweder mindestens drei Jahre lang die Ausbildung absolviert und drei Jahre Berufserfahrung gesammelt hast; oder fünf Jahre gearbeitet hast und deinen Lebensunterhalt mit dem Gehalt stemmen konntest. Ansonsten wird das Einkommen deiner Eltern auf deine Förderung angerechnet.
Meister oder Master? Eine individuelle Entscheidung
Laut Deutschem Qualifikationsrahmen solltest du sowohl auf dem Weg über Fachhochschule oder Universität als auch über Fortbildungsabschlüsse ähnliche Chancen haben. Allerdings gibt es erhebliche Unterschiede, je nachdem, in welcher Branche du arbeitest.
Es kommt auch darauf an, wofür du dich eher interessierst: Willst du dich in deinem Fach über die aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisse informieren und daran mitarbeiten, ist ein Studium das richtige für dich. Möchtest du eher praktisch arbeiten, Karriere im Unternehmen oder dich selbstständig machen, ist der Weg über Fortbildungsabschlüsse eher geeignet.
Dem Ingenieur kann man auf seinem Fachgebiet kaum was vormachen, allerdings ist auch ein Meister oder Betriebswirt eine Koryphäe in seinem Beruf – was zum wem passt, hängt ganz vom persönlichen Interesse und den eigenen Stärken ab.