Stromschlag abbekommen – was tun? Symptome, Erste Hilfe und hilfreiche Tipps

Redaktion
Sven von Thülen

Ob im Haushalt, bei der Arbeit oder unterwegs: Elektrischer Strom kann gefährliche Folgen für den Körper haben. Doch wie erkennt man die Symptome eines Stromschlages? Was ist im Ernstfall zu tun? Und wann sollte man ärztliche Hilfe suchen? Hier finden Sie die wichtigsten Antworten.

Ein Stromschlag kann schnell passieren – beim Heimwerken, durch defekte Elektrogeräte oder beim Kontakt mit einer Steckdose. In den letzten Jahren ist die Zahl der gemeldeten Stromunfälle kontinuierlich gestiegen.

„Stromunfälle im Haushalt können vielfältige Ursachen haben: Beispielsweise kann ein Stromkabel versehentlich mit einer Zange durchtrennt werden, ohne dass zuvor die Sicherung ausgeschaltet wurde, oder ein Kind kann eine Stricknadel in eine Steckdose stecken. Auch der leichtsinnige Umgang mit elektrischen Geräten in Feuchträumen sowie unsachgemäße Bastel- und Reparaturarbeiten führen oft zu Unfällen und Verletzungen durch Strom“, erklärt Dr. Tanja Mansfeld, Sachgebietsleitung Ausbildung im gesundheitlichen Bevölkerungsschutz beim Deutschen Roten Kreuz.

Was ist in so einer Situation zu tun? Wann sollte man ärztliche suchen? Und wie lässt sich ein Stromschlag vermeiden? Erfahren Sie hier in diesem Beitrag alles Wichtige – von Symptomen über Erste Hilfe bis hin zu präventiven Tipps.

Stromschlag-Symptome richtig erkennen

Besonders häufig treten sogenannte Niedrigstromunfälle auf – also bei Spannungen bis 1.000 Volt, wie sie etwa aus einer normalen Steckdose mit 230 Volt kommen.

Viele kennen das Gefühl, „eine gewischt“ zu bekommen – also einen kurzen Stromschlag mit niedriger Spannung. Diese Stromstöße sind meist harmlos, können aber durchaus schmerzhaft sein. Für gesunde Erwachsene stellen sie in der Regel keine Gefahr dar.

Anders ist es bei Kindern: Sie sind bei Stromunfällen besonders gefährdet, weil unter anderem ihr Körper kleiner und leichter ist, ihre Organe und das Nervensystem noch nicht vollständig entwickelt sind und ihre Haut dünner und damit leitfähiger ist.

Besonders gefährlich, egal ob für Erwachsene oder Kinder, wird es bei Hochspannung über 1.000 Volt. Etwa bei einem Blitzschlag oder Starkstromleitungen. Solche Unfälle führen fast immer zu schweren inneren und äußeren Verletzungen.

Ein Stromschlag kann unterschiedlich starke Symptome auslösen – abhängig von Stromstärke, Spannung, Einwirkdauer und dem Weg, den der Strom durch den Körper nimmt.

Je länger elektrischer Strom durch den Körper fließt, desto größer ist der verursachte Schaden. Fließt der Strom weniger als 0,1 Sekunden und ist die Stromstärke gering, bleibt der Vorfall häufig ohne ernsthafte Folgen. Dauert die Einwirkung jedoch länger als eine Sekunde, steigt das Risiko erheblich – vor allem für das Herz. Wenn der Stromfluss über mehrere Sekunden anhält, kann das selbst bei relativ niedriger Stromstärke tödlich enden.

Typische Symptome sind:

  • Kribbeln oder Taubheitsgefühl an der betroffenen Stelle

  • Muskelzuckungen oder -verkrampfungen

  • Schmerzen oder Brennen an Ein- und Austrittspunkten

  • Herzrasen oder Herzstolpern

  • Schwindel, Übelkeit oder Kopfschmerzen

  • In schweren Fällen: Bewusstlosigkeit, Atemstillstand oder Herzstillstand

Gefährlicher Stromfluss

Der Strom sucht den kürzesten Weg zum Boden, was besonders gefährlich ist, wenn er von einer Hand zur anderen oder von Hand zu Fuß durch die Brust und damit das Herz fließt. Feuchte oder nasse Haut verringert den Widerstand und erhöht die Gefahr, während trockene Haut etwas Schutz bietet. Hohe Spannungen ermöglichen stärkere Ströme, sind aber nicht allein ausschlaggebend für die Gefährlichkeit. Deshalb sind Schutzmaßnahmen wie FI-Schalter und vorsichtiger Umgang mit Strom essenziell, um schwere Verletzungen oder den Tod zu verhindern.

Ärztin checkt die Lymphknoten einer Patientin

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Folgen und Nachwirkungen eines Stromschlags – und wann Sie zum Arzt gehen sollten

Ein Stromschlag kann akute und auch verzögert auftretende Beschwerden verursachen. Zu den akuten Folgen zählen Verbrennungen an Ein- und Austrittspunkten, Herzrhythmusstörungen, Muskelverletzungen und Bewusstseinsstörungen. Langfristig können neurologische Probleme wie Konzentrations- und Gedächtnisstörungen, Lähmungen sowie psychische Beschwerden wie Angst oder Schlafstörungen auftreten.

Besonders gefährlich ist ein Stromfluss durch den Brustbereich oder bei Starkstromunfällen. Ärztliche Hilfe ist in jedem Fall ratsam – insbesondere bei Bewusstlosigkeit, Herzrasen, Atemnot, sichtbaren Verbrennungen, anhaltenden Muskelzuckungen oder wenn Kinder oder Schwangere betroffen sind. Auch bei zunächst leichten Symptomen sollte ein EKG zur Kontrolle der Herzfunktion durchgeführt werden, da Herzrhythmusstörungen oft verzögert auftreten können, betont auch Dr. Mansfeld.

Erste Hilfe bei Stromschlag: Sofortmaßnahmen

Wenn jemand einen Stromschlag erleidet, ist schnelles und richtiges Handeln entscheidend. „Eine Grundvoraussetzung ist, Ruhe zu bewahren und nicht überhastet zu handeln. Denn bei einem Stromschlag ist der Selbstschutz von besonders großer Bedeutung“, erklärt Dr. Mansfeld.

Die Expertin erklärt, wie Sie im Ernstfall vorgehen müssen:

  • 1. Eigenschutz beachten:

    Versuchen Sie nie, die betroffene Person direkt zu berühren, solange sie noch mit der Stromquelle in Kontakt ist. Schalten Sie zuerst die Sicherung aus oder trennen Sie das Gerät vom Strom. Ziehen Sie die betroffene Personen auf keinen Fall mit leitenden Hilfsmitteln (Decke, Holzstiel) von der Stromquelle weg.

  • 2. Notruf absetzen:

    Wählen Sie umgehend den Notruf 112, wenn die betroffene Person bewusstlos ist, nicht mehr atmet oder Anzeichen von Herzproblemen zeigt.

  • 3. Vitalzeichen überprüfen:

    Kontrollieren Sie, ob die Person atmet und ob ein Puls vorhanden ist, um den weiteren Handlungsbedarf einschätzen zu können.

  • 4. Stabile Seitenlage anwenden:

    Ist die Person bewusstlos, atmet aber noch, bringen Sie sie vorsichtig in die stabile Seitenlage, um die Atemwege freizuhalten und Erstickung zu verhindern.

  • 5. Wiederbelebung durchführen:

    Beginnen Sie sofort mit Herzdruckmassage und Beatmung, wenn keine Atmung oder keine normale Atmung feststellbar ist – im Zweifel lieber zu früh als zu spät handeln.

  • 6. Verbrennungen versorgen:

    Decken Sie sichtbare Verbrennungen oder Verletzungen möglichst keimfrei ab,  verwenden Sie keine Salben.

  • 7. Person betreuen und beobachten:

    Sprechen Sie die betroffene Person an, beruhigen Sie sie und halten sie warm. Bleiben Sie bei der Person und beobachten Sie kontinuierlich Bewusstsein und Atmung, bis der Rettungsdienst eintrifft.

  • 8. Atmen erleichtern:

    Helfen Sie der Person, eine atemerleichternde Haltung einzunehmen – idealerweise mit leicht erhöhtem Oberkörper. Lockern Sie beengende Kleidung, um die Atmung zusätzlich zu erleichtern.

  • 9. Hochspannungsunfälle absichern:

    Halten Sie Abstand, veranlassen Sie sofort einen Notruf und überlassen Sie die Rettung bei Hochspannungsunfällen ausschließlich geschultem Fachpersonal. Hier besteht auch für Helfende Lebensgefahr.

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Schutz gegen Stromschläge: Präventive Maßnahmen

Viele Stromunfälle ereignen sich im eigenen Zuhause. Ein Großteil davon kann jedoch mit einfachen Vorkehrungen vermieden werden. Ein wichtiger Schritt ist, elektrische Geräte regelmäßig auf Schäden zu überprüfen und beschädigte oder defekte Kabel sofort auszutauschen. Auch die Installation eines Fehlerstromschutzschalters ist sinnvoll: Er unterbricht im Ernstfall automatisch die Stromzufuhr und kann Leben retten.

Elektrogeräte sollten nicht in Nassbereichen gelagert werden. „Besonders dort, wo Wasser bzw. Feuchtigkeit vorhanden ist, wie in Küche, Bad, Keller oder Garage, ist beim Umgang mit elektrischen Geräten Vorsicht geboten“, sagt Dr. Mansfeld.

Achten Sie außerdem darauf, elektrische Geräte oder Kabel nur mit trockenen Händen zu berühren, um gefährliche Stromflüsse über die Haut zu vermeiden. Kabel sollten so verlegt sein, dass sie nicht durch Möbel eingeklemmt oder beschädigt werden – das schützt sowohl die Leitung selbst als auch Ihre Sicherheit. Besonders im Haushalt mit Kindern ist zusätzliche Vorsicht geboten: Verwenden Sie Steckdosensicherungen und Kabelkanäle und achten Sie darauf, dass Kabel außer Reichweite liegen.

Beim Heimwerken sollte der Strom vor Beginn der Arbeiten stets abgeschaltet werden. Zudem empfiehlt sich das Tragen geeigneter Schutzkleidung. Und wenn Sie sich bei Installationen oder älteren Stromleitungen unsicher sind, gilt: Beauftragen Sie sicherheitshalber eine Elektrikerin oder einen Elektriker. „Defekte Geräte sollten grundsätzlich nur durch Fachleute repariert werden“, ergänzt Dr. Mansfeld.

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FAQ: Häufig gestellte Fragen zu einem Stromschlag

Wie merkt man einen Stromschlag?

Ein Stromschlag kann sich durch ein plötzliches Zucken, Kribbeln oder Brennen an der Haut äußern. Manchmal spürt man nur ein leichtes Ziehen im Arm oder Bein. In schwereren Fällen treten Bewusstlosigkeit oder Herzprobleme auf.

Wie lange habe ich Nachwirkungen von einem Stromschlag?

Die Nachwirkungen von einem Stromschlag sind von Person zu Person unterschiedlich. Leichte Beschwerden wie Muskelkater oder Kopfschmerzen klingen meist innerhalb weniger Stunden ab. Schwerwiegendere Symptome wie Herzrhythmusstörungen oder neurologische Auffälligkeiten können jedoch auch zeitverzögert auftreten.

Sind Kopfschmerzen nach einem Stromschlag schlimm?

Kopfschmerzen nach einem Stromschlag können harmlos sein – etwa durch Stress oder Muskelanspannung nach dem Schreck. Halten sie jedoch länger an oder treten mit anderen Symptomen (z. B. Schwindel, Sehstörungen) auf, sollten Sie eine Ärztin oder einen Arzt konsultieren.

Schlafen nach Stromschlag: Kann das gefährlich werden?

Wenn Sie sich nach einem Stromschlag schläfrig fühlen, ist das nicht ungewöhnlich. Dennoch: Bei jedem Stromunfall mit möglicher Herzbeteiligung oder Bewusstseinsveränderung ist eine medizinische Überwachung vor dem Schlaf ratsam. So lassen sich Risiken ausschließen.

Kann ein Stromschlag Spätfolgen nach sich ziehen?

Ja, insbesondere bei Stromunfällen mit hoher Spannung. Mögliche Spätfolgen sind Herzrhythmusstörungen, neurologische Ausfälle, chronische Schmerzen oder psychische Belastungen. Auch wenn äußerlich keine Verletzungen sichtbar sind, können innere Schäden entstanden sein.

Wie wirken verschiedene Stromstärken?

Ein Stromschlag wirkt unterschiedlich stark, je nachdem wie hoch die Stromstärke, die Spannung, die Einwirkdauer und der Weg des Stroms durch den Körper sind. Schon bei etwa 1 Milliampere Stromstärke spürt man ein leichtes Kribbeln, bei 5 Milliampere treten leichte Muskelzuckungen auf. Zwischen 10 und 15 Milliampere können Muskelkrämpfe so stark sein, dass man sich oft nicht mehr selbst vom Strom lösen kann – das nennt man die „Loslassschwelle“. Bei 20 bis 30 Milliampere kommt es zu schweren Muskelverkrampfungen und Problemen beim Atmen. Ab 50 bis 100 Milliampere wird der Strom lebensgefährlich, da ein gefährliches Herzkammerflimmern ausgelöst werden kann. Über 100 Milliampere besteht ein sehr hohes Risiko für Herztod, Atemstillstand und schwere Verbrennungen.

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Sven von Thülen

Veröffentlicht am 19.09.2025

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