Mister Handwerk 2023 im Interview: Tarek Legat über sein Abenteuer in Kanada

Redaktion
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Im März 2023 wurde Tarek Legat auf der Internationalen Handwerksmesse zum Mister Handwerk gewählt. Der Dachdeckermeister machte sich anschließend auf in ein berufliches Abenteuer: Drei Monate reiste er durch Kanada. Während dieser Zeit hat er viel über sein Handwerk, aber auch sich selbst gelernt Wir haben mit ihm über seine Erlebnisse gesprochen.

Im März wurde Tarek Legat auf der Internationalen Handwerksmesse zum Mister Handwerk 2023 gekürt. Eine große Ehre für den gelernten Dachdeckermeister.

Nach der Wahl kam ihm die Idee für ein berufliches Abenteuer: Der 26-Jährige machte sich für drei Monate auf nach Kanada. Nicht nur, um die atemberaubende Natur des Landes zu entdecken, sondern auch, um sein Handwerk aus einem neuen Blickwinkel kennenzulernen. Im Interview blickt er auf dieses einmalige Erlebnis zurück.

Von einem Abenteuer ins nächste

Hinter dir liegt ein echtes Abenteuer. Du kommst gerade von einer knapp drei Monate langen Reise durch Kanada zurück. Bist du schon gut wieder zu Hause in Coburg angekommen?

Tarek Legat: Ich komme sozusagen von einem Abenteuer in das nächste. Seit ich wieder zu Hause angekommen bin, plane ich meine Selbstständigkeit. Ich will mir den Traum vom eigenen Dachdeckerunternehmen erfüllen. Da kommt gerade ganz viel auf mich zu. Mir wurde jetzt erst so richtig bewusst, wie viele Entscheidungen getroffen werden müssen. Dadurch hatte ich nicht allzu viel Zeit, um mich wieder einzuleben.

Hast du diesen Entschluss während deiner Zeit in Kanada gefasst?

Ich habe acht Jahre lang in einem Familienunternehmen gearbeitet und mit der Zeit gemerkt, dass ich einfach nicht mehr glücklich bin und eine Veränderung brauche. Ich möchte meinen eigenen Weg gehen. Dann bin ich spontan nach Kanada gereist, um zum einen meinen Beruf und auf der anderen Seite die Welt kennenzulernen. Natürlich war mir dadurch auch möglich, in Ruhe darüber nachzudenken, was mein nächster beruflicher Schritt sein wird. Das Handwerk bietet sehr viele Möglichkeiten und mit meinem Meistertitel stehen mir alle Türen offen, also habe ich mir gedacht: Warum nicht den Schritt in die Selbstständigkeit wagen?

Auch deine Reise war nicht von langer Hand geplant, sondern eher ein spontaner Entschluss.

Der Entschluss kam tatsächlich über Nacht. Kanada hat mich schon immer fasziniert und der Zeitpunkt war dann einfach gegeben. Es gibt natürlich verschiedene Herangehensweisen, aber ich wollte versuchen, so planlos wie möglich zu starten. Und einfach mal das Gefühl erleben, noch nicht zu wissen, was der nächste Tag bringt.

Die Planung der Reise

Abgesehen vom Visum, was musstest du noch alles vorbereiten?

Das ist schon einiges, was da auf einen zukommt. Neben dem Visum sind die Flugtickets und eine Auslandskrankenversicherung natürlich sehr wichtig. Schwierig war für mich die Frage: Was nehme ich mit? Ich hatte nicht viel Gepäck dabei, nur einen Koffer und einen Rucksack. Da musste ich gut vorausplanen, zum Beispiel auch, was Arbeitsbekleidung anging. Damit war der Koffer gefühlt schon voll. Zu guter Letzt musste ich natürlich auch regeln, dass zu Hause alles weiterläuft.

Als es dann endlich losging: Wie verlief dein Start in Kanada?

Über Social Media hatte ich bereits im Vorfeld Unternehmen in Vancouver kontaktiert, leider haben mir diese dann aufgrund von Arbeitsmangel und zu kurzer Aufenthaltsdauer vor Ort urplötzlich abgesagt. Was mich natürlich gleich zu Beginn meiner Reise vor große Herausforderungen gestellt hat. Jetlag, eine andere Sprache und auf der Suche nach einer Unterkunft und einem Job. Hinzu kam, dass Kanada unglaublich teuer ist. 150 Euro für das günstigste Hostelzimmer mit sieben Mitbewohnern. Da kann man sich ausrechnen, wie schnell sich das Reisekonto ohne vernünftigen Job leert.

Tarek Legat über sein Abenteuer in Kanada

Mr. Handwerk über seine Erfahrungen in Kanada.
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Checkliste: Das braucht man für den Auslandsaufenthalt

  • Versicherungen:

    Die passenden Versicherungen sind besonders wichtig. Eine Touristen-Krankenversicherung reicht nicht aus. Zusätzlich ist zum Beispiel eine Haftpflicht- und Unfallversicherung nötig.

  • Visum:

    Welche Aufenthaltsgenehmigung ist für das Land vorgeschrieben? In der EU reicht der Personalausweis. Im EU-Ausland wird ein Reisepass benötigt. Auf der Website des Auswärtigen Amtes gibt es alle Informationen, ob ein Visum benötigt wird und welche weiteren Hinweise beachtet werden müssen. Vorsicht: Ein Touristenvisum reicht nicht aus. Wer arbeiten will, braucht ein Arbeitsvisum.

  • Sozialversicherungsbeiträge:

    Auch für die Arbeit im Ausland müssen in Deutschland deine Sozialversicherungsbeiträge abgeführt werden. Um das zu bestätigen, wird die A1-Bescheinigung der Deutschen Rentenversicherung benötigt. Damit kann nachgewiesen werden, dass im Ausland nicht schwarz gearbeitet wird.

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Alle Rückschläge weggesteckt

Wärst du dann am liebsten gleich wieder nach Hause geflogen?

Es war zwar ein richtiger Rückschlag für mich, aber ich wollte nicht gleich wieder aufgeben. Also habe ich alles versucht. Ich habe Handwerker auf der Straße angesprochen und gefragt, ob sie Arbeit für mich haben. So bin ich dann weiter nach Vancouver Island gekommen, um meinen ersten Job zu beginnen.

Als ich dort angekommen bin, kam jedoch erstmal der nächste Rückschlag: Das Jobapartment war völlig verdreckt und voll mit Schimmel an der Decke und den Wänden. Da war ich echt am Tiefpunkt. In einer Nacht- und Nebelaktion bin ich dann zum Glück noch irgendwie zurück nach Victoria, der Hauptstadt von Vancouver Island, gekommen. Dort habe ich dann glücklicherweise sehr schnell meinen wirklich ersten Job gefunden.

Wie ging es dann weiter?

Später habe ich einen Camper gemietet und einen Roadtrip gestartet. Vier Wochen war ich gemeinsam mit einem befreundeten Kameramann unterwegs. Wir sind quer durch Kanada gefahren und ich habe immer wieder auf verschiedenen Baustellen mitgearbeitet. Das war unglaublich. Diese Landschaften zu sehen, in der Wildnis zu schlafen, die Natur und Tierwelt zu erleben und immer wieder spannende neue Leute kennenzulernen. Das war mit Abstand die aufregendste Zeit meiner Reise.

War das der Höhepunkt deiner Reise?

Es gab noch mehr: An meinem Geburtstag sind wir zum Beispiel mit einem Wasserflugzeug von Whistler nach Vancouver geflogen. Davon habe ich schon als kleiner Junge geträumt, als ich es zum ersten Mal im Fernsehen gesehen habe. Nachhaltig beeindruckt hat mich auch der kanadische Holzbau. Ich habe viel über Holzrahmenbau und Blockhausbau gelernt. Das ist Handwerk pur, wie das Holz mit den Händen oder der Motorsäge bearbeitet wird. Das ist beeindruckend und handwerkliche Kunst.

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Das kanadische Handwerk: Echte Kunst

Kannst du dafür auch etwas für deine Arbeit in Deutschland mitnehmen

Es würde mich auf jeden Fall reizen, auch mal ein Blockhaus in Deutschland zu bauen. Das wäre eine riesige und gleichzeitig tolle Herausforderung. Abgesehen davon habe ich viele Tipps und Tricks mitgenommen. Natürlich lernt man nicht nur beruflich einiges dazu, sondern auch die eigene Persönlichkeit wächst. Schon allein durch die ganzen Begegnungen und den Austausch mit Menschen aus dem Ausland.

Was ist der größte Unterschied zum deutschen Handwerk?

Für mich ist der deutsche Bau deutlich robuster. Wenn ich beispielsweise die Bitumenschindeln sehe, die fast auf jedes Dach in Kanada genagelt werden, würde ich das schon als Leichtbauweise betiteln. Da sehe ich uns mit ordentlichen Ziegeln auf jeden Fall vorne. Andererseits ist Kanada aber im Holzbau, vor allem mit dem beeindruckenden Blockhausbau, für mich voran. Und bei uns gibt es deutlich mehr Vorschriften. Alles ist viel stärker reguliert.

Die Wahl zu Mister Handwerk

Auf Instagram hast du die Menschen auf deine Reise mitgenommen und ihnen gezeigt, was du erlebst. Was war deine Motivation dahinter?

Ich denke, dass ich auf Instagram gezeigt habe, dass man auch als Handwerker ganz viel erleben und überall auf der Welt arbeiten kann. Meine Intention dahinter ist, dass ich meine Begeisterung für das Handwerk weitergeben möchte und junge Leute vielleicht denselben Weg gehen, für mehr Nachwuchs im Handwerk. Alex, der Kameramann, und ich können uns auch gut vorstellen, das Handwerk noch in dem ein oder anderen Land zu entdecken.

Hast du deshalb auch bei der Wahl zum Mister Handwerk mitgemacht?

Ehrlich gesagt, hat mich da ursprünglich ein Freund angemeldet, ohne dass ich es wusste. Doch spätestens als sich jemand bei mir gemeldet hat, fand ich den Wettbewerb richtig cool und habe ihn als große Möglichkeit gesehen, dem Handwerk etwas zurückzugeben.

In Coburg werde ich schon öfters auf den Titel angesprochen und der Spitzname „Mister Handwerk“ begleitet mich seither. Ich finde schon allein dadurch habe ich viel Aufmerksamkeit auf das Handwerk gelenkt. Viele Menschen unterschätzen, wie wichtig Handwerk ist. Ohne uns würde vieles nicht funktionieren. Jeder Mensch hat ein Zuhause, das von Handwerkerinnen und Handwerkern erbaut wurde. Daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern.

Mister und Misses Handwerk 2023 bei der Preisverleihung © Diar Nedamaldeen

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Die Kirchenmalerin Maren Kogge wurde zur Miss Handwerk 2023 gewählt, Tarek Legat zum Mister Handwerk 2023. Beide haben im Handwerk ihre Erfüllung gefunden – entgegen mancher Klischees. „Der Beruf erfüllt mich jeden Tag mit Sinn“, sagt Maren Kogge im Interview. „Es gibt für mich nichts Besseres als das Gefühl zu haben, man tut etwas Notwendiges, Nachhaltiges, und etwas, was bleibt.“

Aktuell läuft bereits die Wahl zur Miss Handwerk und Mister Handwerk für das Jahr 2024: Aus knapp 60 Bewerberinnen und Bewerbern, für die insgesamt millionenfach gevotet wurde, hat die Jury acht Kandidatinnen und Kandidaten ausgewählt.

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Veröffentlicht am 29.09.2023

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