Small Talk lernen: Tipps für den Berufseinstieg

Redaktion
IKK classic

Ob beim Bewerbungsgespräch oder mit deinem Chef im Aufzug: Kurze, oberflächliche Konversationen mit Menschen, die du nicht so gut kennst, sind auch im Arbeitsalltag unumgänglich. Der sogenannte „Small Talk“ fällt dir noch schwer? Ein Experte verrät die besten Tipps, wie du Small Talk lernen kannst und was die Dos und Don’ts sind.

Bestimmt warst du privat oder beruflich auch schon einmal in einer Situation, in der du vor einem fremden Menschen standest und nicht wusstest, was du sagen sollst. Wenn es deinem Gegenüber ähnlich geht, ist sie schnell da, die Situation des „peinlichen Schweigens“. Solche unangenehmen Momente lassen sich jedoch geschickt überbrücken: mit Small Talk!

Mit kurzen, oberflächlichen Gesprächen kannst du das Eis brechen, einen ersten Kontakt knüpfen und im Job einen ersten guten Eindruck hinterlassen. Aber worauf kommt es beim Small Talk eigentlich an und wie steigst du damit ein? Vielleicht bist du auch schüchtern, introvertiert oder hast Berührungsängste und es fällt dir generell nicht leicht, auf neue Leute zuzugehen? Mit diesen Tipps wirst du in kürzester Zeit zum Small Talk-Profi.

Was ist Small Talk?

„Small Talk“ setzt sich aus den beiden englischen Begriffen „small“ (klein) und „talk“ (reden) zusammen. Im Grunde geht es also um eine kurze, beiläufige Unterhaltung ohne Tiefgang über alltägliche oder allgemeine Dinge. Beliebte Small Talk-Themen sind beispielsweise das Wetter, Beruf, Hobbys, Reisen oder Sport.

Beim Small Talk kennen sich die Gesprächspartner kaum oder gar nicht und über diesen oberflächlichen Austausch an Informationen ist ein späteres, tiefgründigeres Gespräch erst möglich. Small Talk ist also der Beginn eines ersten Kennenlernens.

„Ein guter Small Talk dauert etwa vier bis sechs Minuten – so wie ein Feuerwerk. Er sollte nicht zu lang sein, sodass ein Gefühl der Sympathie und der Neugier entsteht, mehr über diese Person zu erfahren. Wenn das hängen bleibt, dann war der Small Talk gut “, erläutert Rhetorik-Experte Rico Chmelik, der auch Small Talk-Seminare anbietet.

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Warum ist Small Talk wichtig im Berufsleben?

Mit Small Talk kannst du also später eine Beziehung zu der Person aufbauen und festigen. Diese Eigenschaft ist auch im Berufsleben besonders wichtig: ob beim Bewerbungsgespräch, an deinem ersten Arbeitstag, auf einer Berufsmesse, bei Team-Events oder beim Kundenkontakt.

Der Kontakt und die Beziehung zu deinen Kolleginnen und Kollegen kann das Arbeitsklima und auch deren Hilfsbereitschaft beeinflussen. Mit Small Talk kannst du aber auch beim Vorstellungsgespräch Sympathiepunkte sammeln, mit der Zeit ein Netzwerk in deinem privaten und beruflichen Umfeld aufbauen oder das Vertrauen von Kundinnen und Kunden dir gegenüber erhöhen.

„Small Talk bietet die Chance, gemeinsame Themen zu finden, die sogenannten ‚Harmony Pockets‘. Das sind Harmonie-Stellen, bei denen man ein gemeinsames Interesse bemerkt und weiter darüber spricht. Dann baut sich langfristig Vertrauen auf, weil wir Zugang zu der Person gefunden haben“, erläutert Small Talk-Experte Rico Chmelik. „Das können einfach nur Banalitäten wie das Wetter sein und man fühlt sich abgeholt.“

Small Talk ist also der perfekte, lockere Einstieg, bevor du über Geschäftliches oder Tiefgründigeres sprichst.

Warum fällt er vielen Menschen so schwer?

Du tust dich schwer, fremde Leute in ein lockeres Gespräch zu verwickeln? Keine Sorge, damit bist du nicht allein. Viele Menschen haben beim Small Talk eine gewisse Angst vor zu viel Nähe zu einer anderen, fremden Person. Und gerade für introvertierte Personen, Menschen mit sozialen Ängsten oder Problemen der sozialen Interaktion kann Small Talk sehr belastend werden.

Besteht zum Beispiel eine soziale Phobie – also die Angst, von anderen Menschen als merkwürdig, peinlich oder gar lächerlich empfunden zu werden – kann sich die Angst vor sozialer Interaktion sogar durch Panikattacken äußern.

Small Talk fällt vielen Menschen so schwer, weil er im Gegensatz zu einer tiefgründigeren Unterhaltung mit einer Freundin oder einem Freund meist spontan und nicht planbar ist. Oft können wir nicht vorhersehen, wann es zu Small Talk-Situationen kommt und vor allem nicht, mit wem. Durch diesen Überraschungseffekt wird unser Gehirn stark gefordert, da wir schnell reagieren müssen: „Soll ich mit der Person überhaupt ein Gespräch führen? Ist sie mir sympathisch und habe ich Lust dazu? Worüber soll ich sprechen?“ Diese Stresssituation hat dann zur Folge, dass uns so spontan kein Gesprächsthema einfällt.

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Small Talk lernen: Themen und Fragen parat haben

Die gute Nachricht, falls du noch kein Rhetorik-Profi bist: Small Talk kann man lernen. Und zwar, indem du regelmäßig übst, ob im privaten oder beruflichen Umfeld. Geeignete Small Talk Themen sind zum Beispiel:

  • Wetter

  • Hobbys

  • Berufliche Aspekte (z. B. aktuelle Entwicklungen in der Branche)

  • Familie

  • Essen & Trinken

  • Wohnsituation

  • Sternzeichen

  • Musik

  • Aktuelle Schlagzeilen und Nachrichten

Fragetechniken

Als Fragetechniken, einen Small Talk zu beginnen, empfiehlt Rico Chmelik folgende Fragearten:

  • W-Fragen:

    „Leichte Fragen, die ein ‚wie, wo, was, warum‘ beinhalten, eignen sich gut, um die Person gegenüber zum Sprechen zu bringen und mehr Informationen zu bekommen“, so der Experte.

    Beispiel: „Wie meinst du geht das Fußballspiel heute Abend aus?“

  • Steuernde Fragearten:

    „Ideal ist auch die Kombination einer nicht bewertenden, neutralen Aussage und einer steuernden Frageart. Das wirkt oft redegewandter als eine reine Frage“, so Rico Chmelik.

    Beispiel: „Kürzlich meinte jemand, die einzige Energieform der Zukunft wird elektrisch sein. Wie schätzen Sie das denn ein? Ich bin da immer noch ein bisschen hin- und hergerissen.“

Diese beiden offenen Fragearten sind gut geeignet, um jemanden in einen Small Talk zu verwickeln. Ja-Nein-Fragen, also Fragen, auf die man nur mit „ja“ oder mit „nein“ antworten kann, solltest du besser meiden, da dein Gegenüber vielleicht nicht so ins Gespräch kommt.

Mimik, Gestik und Körperhaltung

Nicht zu unterschätzen sind beim Small Talk auch Mimik und Gestik: „Viele Studien belegen, dass die Mimik das Tor zur Seele ist und sehr viel Auswirkung darauf hat, ob ein Gespräch gut verläuft oder nicht“, erklärt der Experte. Deshalb sollte man beim Small Talk immer lächeln, Augenkontakt halten und mit Gestik und Körperhaltung signalisieren, dass man Lust auf das Gespräch hat und neugierig ist.

Und ganz wichtig: Das Handy beim Small Talk in der Tasche lassen! Das wirkt sonst desinteressiert und unhöflich.

Small Talk gekonnt beenden

Du hast erfolgreich einen Small Talk geführt und jetzt fragst du dich, wie du aus der Nummer möglichst elegant wieder herauskommst?

Der Experte empfiehlt einen Verweis in die Zukunft: etwa ein „Ich würde dann weiterarbeiten, ich habe noch einiges zu tun“ bei einem Gespräch mit dem Chef. Oder auf einem Event oder einer Messe beispielsweise ein „Vielen Dank für das Gespräch. Ich würde nochmal gerne kurz mit XY sprechen.“

„Das ‚Vielen Dank‘ ist eine schöne Art zu signalisieren: Für mich ist das hier in Ordnung und reicht jetzt erstmal“, so der Experte.

Ist dein Gegenüber hartnäckig und spricht einfach weiter, empfiehlt Rico Chmelik folgende Methode: „Blick entziehen und Schulter wegdrehen – so entziehst du auch die Kommunikation.“

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Welche Themen solltest du besser meiden?

Um nicht ins Fettnäpfchen zu treten, dein Gegenüber zu kränken oder zu verärgern, gibt es auch Themen, die du beim Small Talk unbedingt meiden solltest.

  • Religion und ethnische Herkunft

  • Sexualität

  • Tod und Krankheiten

  • Politik

  • Geld

  • Lästern

  • Kritik

Insbesondere mit Personen, die du siezt, solltest du auf einer oberflächlichen Ebene bleiben. Bei Duz-Kollegen kannst du eventuell auch Privates einfließen lassen. Sprich beim Small Talk aber nie schlecht über andere Menschen, das macht keinen guten Eindruck.

„Ein Fehler beim Small Talk kann auch sein, dass man zu schnell seine eigene Überzeugung zu sehr zum Ausdruck bringt. Natürlich sollte man seine eigene Meinung haben, aber beim Small Talk sollte man bei Banalitäten und dem Oberflächlichen bleiben und nicht gleich zu schweren Themen oder Grundsatzdiskussionen abdriften“, rät Rico Chmelik.

Vermeide es außerdem, einen Small Talk mit einer Erzählung über dich, deine Stärken oder deine Erfolge zu beginnen. Dadurch kannst du schnell als überheblich oder egozentrisch wahrgenommen werden. 

Hilfreiche Kommunikationstechniken: Tipps für Introvertierte

Insbesondere wenn man introvertiert oder schüchtern ist, kann Small Talk eine echte Herausforderung sein. Oft ist es die Angst vor der Reaktion seines Gegenübers, dass die Antwort anders ausfällt als erwartet oder man sogar zurückgewiesen wird. Doch das sind in der Regel unbegründete Ängste, die meisten Menschen sind für eine nette Kontaktaufnahme und ein lockeres, kurzes Gespräch offen.

Tust du dich mit dem Einstieg dennoch schwer, helfen folgende Tipps:

  • Stelle dich bewusst der Situation
    Traue dich und stelle dich bewusst den Situationen, die dir Angst machen. Dann wirst du feststellen, dass es nicht halb so schlimm ist, wie du es dir vorgestellt hast. Denke positiv über dich. Sollte eine Antwort oder ein Small Talk einmal nicht so ausfallen wie erhofft, lasse dich nicht davon entmutigen, sondern bleibe dran. Es funkt nicht immer zwischen allen Menschen, das ist ganz normal.

  • Sei neugierig und stelle Fragen
    Wenn du ehrliches Interesse und Neugier an anderen Menschen zeigst und geeignete, anlassbezogene Fragen stellst, wird sich jeder gerne auf ein Gespräch mit dir einlassen. Eine Frage zu stellen, hat noch niemandem geschadet. Scheue dich nicht vor Banalitäten und leichter Sprache – das macht einen Small Talk aus.

  • Bereite dich vor
    Je nachdem, mit wem und in welcher Situation du einen Small Talk beginnen möchtest, kannst du dir vorab Gedanken machen: „Welche Themen könnten dort eine Rolle spielen?“ Im Bewerbungsgespräch eignet sich beispielsweise immer ein Bezug zur Firma, hier lohnt sich also eine kleine Recherche vorab, zum Beispiel: Ist das Unternehmen auf Social Media aktiv? Hat es einen Preis gewonnen? Gibt es aktuelle Informationen über die Firma?

  • Übe im privaten Umfeld
    Wenn dir Small Talk im Beruf schwerfällt, kannst du zunächst in deinem vertrauteren privaten Umfeld üben: Verwickle bei der nächsten Familienfeier doch mal deine Tante in ein Gespräch, sprich andere Mitglieder im Fitnessstudio an oder halte mit deinem älteren Nachbarn ein kleines Pläuschchen. Das wird dir helfen, Ängste abzubauen.

Beim Small Talk ist noch kein Meister vom Himmel gefallen und wie so oft gilt auch hier: Übung macht den Meister! Wenn du dich also einfach nur traust, Neugier zeigst und die genannten Dos und Don’ts berücksichtigst, wirst auch du bald zum Small Talk-Profi.

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Veröffentlicht am 27.09.2024

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