Bewegung bei Diabetes: Deshalb ist sie so wichtig

Redaktion
IKK classic

Die Rolle von Bewegung und Sport ist gar nicht hoch genug einzuschätzen. Körperliche Aktivität ist wichtig für die Gesundheit und schützt vor vielen chronischen Krankheiten wie beispielsweise Diabetes Typ 2. Wir erklären, welche Sportarten bei Typ-2-Diabetes geeignet sind, worauf Betroffene achten sollten und wie digitale Helfer unterstützen können.

Eigentlich wissen wir alle, wie wichtig regelmäßige Bewegung in unserem Alltag ist und dass es gut für Körper und Geist ist, ab und an Sport zu treiben. „Bewegung ist tief in der DNA von uns Menschen verankert“, sagt Prof. Dr. Hans-Georg Predel, Sportmediziner von der Deutschen Sporthochschule Köln.

Anders ausgedrückt: Der menschliche Körper ist für Bewegung gemacht. Jedoch verlernt unsere Gesellschaft das nach und nach. Heute finden viele Aktivitäten des Alltags im Sitzen statt. Sowohl im Beruf als auch in der Freizeit. Für Erledigungen nehmen wir das Auto, selbst bei kurzen Wegen. „Unser Lebensstil verändert sich schleichend immer mehr in Richtung Bewegungsmangel.“

Bewegung ist die beste Krankheitsprävention

Laut der Weltgesundheitsorganisation WHO sollte sich ein erwachsener Mensch mindestens 150 Minuten pro Woche körperlich betätigen. Das muss nicht unbedingt ein Trainingsprogramm sein. Auch Fahrradfahren oder schnelles Gehen reichen aus.

Eine Auswertung der WHO zeigt: Die Menschen in Deutschland bewegen sich viel zu wenig. Rund 44 Prozent der Frauen und 40 Prozent der Männer über 18 Jahre bewegen sich weniger als die geforderten zweieinhalb Stunden pro Woche. Bei Jugendlichen ist es noch drastischer: 88 Prozent der Mädchen und 80 Prozent der Jungen leiden unter Bewegungsmangel. Zu den positiven Ausnahmen zählen Menschen in Handwerksberufen: Die Studie der IKK classic „So gesund ist das Handwerk“ zeigt, dass 81 Prozent der Handwerkerinnen und Handwerker ausreichend körperlich aktiv sind.

Bewegungsmangel kann langfristige Folgen für die Gesundheit haben. „Die wissenschaftliche Datenlage ist eindeutig“, sagt Prof. Dr. Hans-Georg Predel. „Die meisten Zivilisationserkrankungen lassen sich durch ausreichend Bewegung mindestens hinauszögern.“

Dazu gehören:

  • Adipositas (Fettleibigkeit)

  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen

  • Krebsarten wie zum Beispiel Blasen-, Brust-, Darm oder Lungenkrebs

  • Diabetes mellitus (Typ 2)

  • Psychische Erkrankungen wie Demenz oder Depressionen

„Bewegung ist wie ein universelles Präventionsmittel für die meisten Krankheiten in unserer Gesellschaft“, betont Prof. Dr. Hans-Georg Predel. „Und das Beste daran ist: Es ist einfach, natürlich und umsonst.“

IKK Promed Diabetes Typ 2

IKK Promed ist unser strukturiertes Behandlungsprogramm für Menschen mit Typ-2-Diabetes. Mehr zu IKK Promed

Welchen Einfluss hat Bewegung auf den Blutzuckerspiegel?

Diabetes gehört zu den häufigsten Krankheiten in Deutschland. Rund 11 Millionen Menschen sind laut Zahlen der Deutschen Diabeteshilfe erkrankt. Fast 9 Millionen davon haben Typ-2-Diabetes.

Früher wurde Diabetes Typ 2 auch als „Alterszucker“ bezeichnet. Weil die meisten Fälle erst mit zunehmendem Alter ab dem 40. Lebensjahr auftauchen. Heute weiß man jedoch: Das Alter spielt bei der Krankheit nur bedingt eine Rolle. In den meisten Fällen lauten die Auslöser eher Übergewicht und Bewegungsmangel. „Ein ganz wesentlicher Punkt bei Typ-2-Diabetes ist das Gewicht“, erklärt der Sportmediziner.

Vereinfacht gesagt ist es so: Durch ausreichende Bewegung verlieren wir Gewicht, bauen Fettgewebe ab und Muskeln auf. Die Auswirkungen davon sehen wir selbst im Spiegel. Dazu kommt ein ganz entscheidender unsichtbarer Faktor: Durch körperliche Aktivität können die menschlichen Zellen mehr Glukose aus dem Blut aufnehmen. Der Blutzuckerspiegel sinkt.

Bei Menschen, die unter Typ-2-Diabetes leiden, passiert genau das Gegenteil: Der Körper stellt ausreichend Insulin bereit. Doch die Zellen sprechen darauf immer weniger an und nehmen immer weniger Glukose auf. Der Blutzuckerspiegel ist dauerhaft erhöht. „Diese Insulinresistenz kann man durch körperliche Aktivität wieder durchbrechen.“ Die ersten positiven Effekte auf den Glukosespiegel sieht man bereits nach einer Woche.

Neben der Bewegung ist auch die Ernährung eine weitere wichtige Säule der Prävention. Denn Diabetes Typ 2 wird meist durch einen ungesunden Lebensstil verursacht. Häufig geht die Krankheit mit Übergewicht einher.

Diabetes: Typen, Therapien und Kostenübernahme

Mehr als 500.000 Erwachsene in Deutschland erkranken jedes Jahr neu an Diabetes mellitus. Auch Sie sind von der sogenannten „Zuckerkrankheit“ betroffen oder möchten vorbeugen? Wir unterstützen Sie. Mehr zur Erkrankung erfahren

Kann Diabetes durch Bewegung wieder rückgängig gemacht werden?

Wer an Diabetes erkrankt ist, wird in den meisten Fällen medikamentös behandelt. Bei einer weit fortgeschrittenen Typ-2-Erkrankung müssen sich Betroffene zudem häufig Insulin spritzen.

Dabei lässt sich der Krankheitsverlauf auch anders beeinflussen. „Wenn die Erkrankung nicht bereits sehr weit fortgeschritten ist, kann man die Uhr wieder zurückdrehen“, so Prof. Dr. Hans-Georg Predel. „Sogar eine vollständige Heilung ist möglich.“

Den Beweis dafür liefert die britische DiRECT Studie. Bei der Studie wurden die Teilnehmenden einer Diät unterzogen. Beinahe die Hälfte (46 Prozent) hatte nach einem Jahr auch ohne Medikamente wieder einen normalen Blutzuckerspiegel. Bei Diabetikerinnen und Diabetikern, die mehr als 15 Kilogramm abgenommen haben, war die Erfolgsquote mit 86 Prozent sogar noch deutlicher.

„Selbst bei einem fortgeschrittenen Diabetes lassen sich noch deutliche Erfolge erzielen und die Lebensqualität damit verbessern“, so Prof. Predel. Der Sportmediziner nennt die drei Säulen, die dafür nötig sind.

  • 1. Gewichtsreduktion

  • 2. Ausgewogene Ernährung

  • 3. Ausreichend Bewegung

Welche sportlichen Aktivitäten sind für Menschen mit Diabetes geeignet?

Je mehr Muskeln ein Mensch hat, desto besser sinkt sein Blutzuckerspiegel. Diabetikerinnen und Diabetiker sollten deshalb Muskeln aufbauen. Doch auch Ausdauertraining ist wichtig.

Der Sportmediziner rät zu drei bis vier Ausdauereinheiten und ein bis zwei Einheiten zum Muskelaufbau pro Woche. „Daneben ist auch Koordinationstraining sehr wichtig. Denn Diabetikerinnen und Diabetiker haben eine erhöhte Sturzneigung.“ 

Welche Sportarten es sind, das sei ganz egal. „Man muss einfach schauen, was einem gut liegt.“ Für den Ausdauersport eignet sich Laufen, Nordic Walking genau wie Schwimmen oder Radfahren. Für die Kräftigungsübungen Work-outs im Fitnessstudio, zu Hause oder Gesundheitskurse. Für die Koordination gibt es bestimmte Übungsformen. Doch auch Yoga oder Pilates sind hervorragend geeignet.

Worauf Diabetikerinnen und Diabetiker beim Sport achten müssen

Wenn Menschen, die unter Diabetes leiden, nach langer Pause wieder mit Sport beginnen wollen, sollten sie sich zuvor ärztlich beraten lassen. Auch eine sportärztliche Untersuchung kann sinnvoll sein und Aufschluss darüber geben, welche Sportarten geeignet sind. Das gilt vor allem dann, wenn die Menschen mit blutzuckersenkenden Medikamenten oder Insulin behandelt werden. Denn das kann zu Unterzuckerung führen. Deshalb kann es sein, dass die Medikamente neu eingestellt werden müssen.

Auch andere Begleiterscheinungen oder Folgeerkrankungen von Diabetes können die Sporttauglichkeit beeinflussen:

  • Diabetischer Fuß

    Rund 30 Prozent aller Diabetikerinnen und Diabetiker leiden unter dem sog. diabetischen Fuß. Die hohe Zuckerkonzentration im Blut schädigt Nerven und Blutgefäße. Gepaart mit den starken Belastungen, denen unsere Füße im Alltag ausgesetzt sind, können Wunden und Verletzungen entstehen. „Wer Diabetes hat und Sport treibt, der die Füße belastet wie zum Beispiel Laufen, sollte seine Füße gut pflegen.“

  • Diabetische Retinopathie

    Diabetes kann auch ins Auge gehen und die Netzhaut schädigen. Etwa 25 Prozent der Menschen, die an Typ-2-Diabetes erkrankt sind, leiden bei zunehmender Dauer unter der diabetischen Retinopathie. Wenn diese nicht rechtzeitig erkannt und behandelt wird, kann sie zu Sehstörungen führen. „Das führt zu einer erhöhten Unfallgefahr.“ Deshalb sollten Betroffene Sportarten mit erhöhtem Unfallrisiko meiden.

  • Diabetische Neuropathie

    Die durch Diabetes hervorgerufenen Nervenschäden können zu sensorischen und motorischen Störungen führen. „Diese Menschen haben eine erhöhte Sturzgefahr.“ Deshalb sollten sie Sportarten mit großem Sturzpotenzial wie zum Beispiel Bergsteigen oder Bergwanderungen vermeiden.

Tipps für mehr Bewegung im Alltag

Eine einfache Möglichkeit, die körperliche Aktivität zu steigern, ist mehr Bewegung in den Alltag einzubauen. „Das ist sozusagen der Königsweg und geht bei fast allen Menschen“, betont Prof. Dr. Hans-Georg Predel.

Einfache Tipps für mehr Bewegung im Alltag sind:

  • Treppen steigen – anstatt den Fahrstuhl zu nehmen. „Niemand verlangt, dass man vier oder fünf Etagen zu Fuß geht“, betont der Sportmediziner. „Ein oder zwei sind jedoch problemlos machbar.“

  • Besorgungen zu Fuß oder mit dem Rad erledigen – anstatt das Auto zu nehmen. Gehen Sie lieber jeden Tag zu Fuß oder fahren Sie mit dem Rad in den Supermarkt, anstatt einmal in der Woche einen Großeinkauf mit dem Auto zu machen.

  • Auf regelmäßigen Wegen wie zur Arbeit, zum Einkaufen oder Arzt einen Fußweg einbauen. Zum Beispiel, indem Sie eine Straße weiter entfernt parken oder eine Station früher aussteigen.

  • Bewegung als Pflichttermin ansehen: Nehmen Sie sich bewusst vor, jeden Tag Bewegung in den Alltag einzubauen. Planen Sie das fest in den Tag ein und nehmen sich die Zeit dafür.

Wie können digitale Helfer für mehr Bewegung sorgen?

Für die Überwindung des inneren Schweinehunds können auch digitale Helfer wie Fitness-Apps eine Hilfe sein. Das beginnt beim einfachen Schrittzähler, der einen erinnert, dass man sich heute noch nicht viel bewegt hat.

Das Angebot an Fitness-Apps ist inzwischen nahezu unerschöpflich. Wer im App Store von Apple oder im Play Store von Google nach dem Stichwort "Fitness" sucht, hat die Qual der Wahl: Vom individuell ausgearbeiteten Trainingsplan für ambitionierte Läuferinnen und Läufer über High-Intensity-Work-outs für zuhause bis zu Kombinationen aus Ernährung, Bewegung und Schlaf ist quasi alles dabei. Für viele dieser oftmals kostenlosen Apps braucht es weder ein Fitnessstudio noch einen Personal Trainer. Alles, was zum Start nötig ist, ist ein Smartphone.

Genau wie Diabetes-Apps sind Fitness-Apps eine wertvolle Ergänzung, die den Alltag erleichtern. „Digitale Systeme sind sehr sinnvoll“, bestätigt Prof. Dr. Hans-Georg Predel. Sie können einem helfen, die Krankheit in den Griff zu bekommen. Einen Überblick darüber bekommen Betroffene zum Beispiel beim Digitalen Diabetesführerschein.

Digitaler Diabetesführerschein

Für Diabetiker ist es nicht immer einfach, den Alltag zu gestalten – besonders wenn die Diagnose erst kürzlich gestellt wurde. Praktisch, dass es mittlerweile viele digitale Hilfsmittel gibt, die dabei unterstützen, die Erkrankung bestmöglich im Griff zu haben. Zum digitalen Diabetesführerschein

War dieser Artikel hilfreich?

Vielen Dank. Möchten Sie uns noch etwas mitteilen?

Bitte fügen Sie Ihrer Nachricht keine persönlichen Daten hinzu.

Vielen Dank für Ihre Rückmeldung.

IKK classic

Veröffentlicht am 20.09.2024

Mehr zu diesem Thema